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unterm strich

Die documenta in Kassel, die weltweit bedeutendste Schau zeitgenössischer Kunst, bekommt mit der 55-jährigen Kulturmanagerin ­Sabine Schormann eine neue Geschäftsführerin. Sie soll zum 1. November den Posten übernehmen. Damit löst sie die Kunsthistorikerin Annette Kulenkampff ab, die seit 2014 die documenta geleitet hatte. Mit der letzten documenta in Kassel und Athen 2017 hatte die Schau ein Millionendefizit von schätzungsweise 5,4 Mil­lio­nen Euro gemacht. Nur durch eine Bürgschaft der Stadt Kassel und des Landes Hessen konnte die Zahlungs­fähigkeit gesichert werden.

Der jordanisch-palästinensische Schriftsteller Ibrahim Nasrallah hat für sein Buch „Der zweite Krieg des Hundes“ den Internationalen Preis für arabische Romanliteratur gewonnen. Die Dystopie handelt von einem Mann, der sich in einem fiktiven Land der Zukunft von einem Regimekritiker zu einem materialistischen und skrupellosen Ex­tremisten entwickelt. Die Jury hob hervor, Nasrallah porträtiere die Rohheit des menschlichen Wesens, seine Gier und Rücksichtslosigkeit gegenüber ­Moralvorstellungen. Mit 50.000 US-Dollar ist der seit 2008 vergebene Preis einer der weltweit am höchsten dotierten Auszeichnungen für Literatur. Der Siegertitel wird außerdem ins Englische übersetzt, um der arabischen Literatur zu mehr Internationalität zu verhelfen.

Gut 80 Jahre nach umstrittenen Kunstankäufen hat das Land Baden-Württemberg den Erben des jüdischen Kunsthändlers Siegfried Lämmle sieben Werke zurückgegeben. Lämmle wurde 1937 von den Nationalsozialisten gezwungen, seine Kunsthandlung in München zu schließen und die Werke billig an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg zu verkaufen. Später waren die Werke aus dem 16. und 18. Jahrhundert im Bestand des Landesmuseums Württemberg. Lämmles Erben waren 1955 lediglich pauschal von der Bun­desrepublik für den Verlust des Eigentums entschädigt worden.

Zum Schluss noch die sensationelle Meldung: Den Musikpreis Echo wird es künftig nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie am Mittwoch in Berlin mit. Man wolle einen „vollständigen Neuanfang“ und einen neuen Preis ins Leben rufen. Er reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an ein als antisemitisch kritisiertes Rap-Album von Kollegah/Farid Bang.

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