unterm strich:
Der Schriftsteller Ota Filip ist am Freitag gestorben. Geboren 1930 in Ostrava, studierte Filip in Prag Journalismus und arbeitete für Zeitungen – bevor er als Hilfsarbeiter schuftete, denn Ota Filip eckte früh in der ČSSR an. 1960 wurde er aus der KP ausgeschlossen und durfte nicht publizieren. Während des „Prager Frühlings“ 1968 konnten seine drei zwischen 1960 und 1963 geschriebenen Romane erscheinen. Kurze Zeit arbeitete er als Verlagslektor. Wegen „gröblicher Schmähung“ des Präsidenten wurde er 1969 zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. 1974 ging er mit seiner Familie ins Exil. 1977 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft und lebte im bayerischen Murnau. Filip setzte sich für die Aussöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen ein. Er musste allerdings einräumen, während der Haft mit der Staatssicherheit kooperiert zu haben. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste nahm ihn 2012 auf, vom tschechischen Präsidenten Klaus erhielt er eine Auszeichnung. Trotz aller Verwerfungen habe Filip sein Schicksal als Lebenschance begriffen, sagt seine Tochter Hanna: „Er war kein trauriger Exilant.“
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