piwik no script img

Archiv-Artikel

unterm strich

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), vorgeworfen, entgegen seiner öffentlichen Beteuerungen den Kulturetat der Hauptstadt mittelbar zu kürzen. „Er will aus der Vereinbarung zum Schlossaufbau mit dem Humboldt-Forum wieder aussteigen und auch für die Sanierung der Staatsoper nicht wie verabredet 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen und überhaupt nichts mehr für die Staatsoper bezahlen“, sagte Neumann in einem dpa-Gespräch. „Das sind doch massive Kürzungen in der Kultur. Das ist ein völlig falsches Signal für die Hauptstadt.“ Meinte der Staatsminister, der sich heute mit den Vertretern deutscher Museen trifft, um über den Umgang mit sogenannter NS-Raubkunst zu beraten. Angesichts der Forderungen von Erben enteigneter Sammler nach Rückgabe der Kunstwerke will sich die Runde einen Überblick über die Situation verschaffen.

Unter anderen nehmen der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, und der Leiter des Lehmbruck Museums Duisburg, Christoph Brockhaus an dem Treffen teil.

Zuletzt hatte die Rückgabe des Gemäldes „Berliner Straßenszene“ (1913) von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Brücke-Museum an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Alfred Hess für Wirbel gesorgt. Der Förderkreis des Brücke-Museums bezweifelte, dass das Gemälde den Hess-Nachfahren zu Recht zurückgegeben wurde.

Die Jewish Claims Conference kritisierte, dass die Organisation nicht zu dem Gespräch im Kanzleramt eingeladen ist. „Damit sind die eigentlich Betroffenen von den Gesprächen ausgeschlossen“, sagte der Repräsentant der Organisation Jewish Claims Conference in Deutschland, Georg Heuberger. Heuberger, langjähriger Leiter des Jüdischen Museums Frankfurt, forderte die deutschen Museen auf, sich stärker in der Herkunftsforschung zu engagieren. Die Jewish Claims Conference ist ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen, die Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus vertritt.