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Archiv-Artikel

unterm strich

Die österreichische Poplegende Georg Danzer ist tot. Der 60-Jährige starb bereits am Donnerstag an einer Lungenkrebserkrankung und wurde am Freitag im engsten Familienkreis und ohne die Teilnahme von Musikerkollegen in St. Pölten eingeäschert. So habe er es sich gewünscht, gab seine Plattenfirma bekannt. Politiker und Musikerkollegen reagierten mit großer Betroffenheit.

Der Werdegang Danzers liest sich wie die klassische Musikerkarriere der Sechziger und Siebziger: Als Jugendlicher lernte der Sohn aus einer kleinbürgerlichen Familie Gitarre, studierte dann halbherzig Philosophie und Psychologie. Er verbrachte mehr Zeit auf Touren durch Europa denn in Hörsälen – und versuchte sich schließlich als Studienabbrecher in einer Musikredaktion des österreichischen Rundfunks. Dann begann Danzer zu komponieren und zu texten. Seine erste LP „Der Tschik“ (umgangssprachlich für „Zigarette“) brachte er 1972 auf eigene Kosten heraus – unverkennbar mit Bob Dylan als Vorbild. Bald schrieb er für Kollegen wie André Heller oder Marianne Mendt und wurde zum gefragten Texter und Komponisten in der linken Wiener Liedermacher-Szene. Der Durchbruch als Interpret gelang ihm, als er 1975 den Randy-Newmann-Song „Naked Man“ ins Wienerische übertrug. „Jö schau“ über den „Nackerten im Hawelka“ wurde zur Hommage an das gleichnamige Wiener Caféhaus und machte ihn über Österreich hinaus bekannt. Die folgenden Alben „Du mi a“ und „Unter die Haut“ wurden auch in Deutschland zu Hits. Für die Alternativszene wurde er mit der Single „Morgenrot“ eine Identifikationsfigur, der Titel „Friede“ fand im Lager der Friedensbewegung große Anhängerschaft.

Bis Ende der 1990er-Jahre veröffentlichte Danzer jedes Jahr mindestens eine LP. Aus seiner politischen Haltung machte er dabei nie ein Hehl. So griff er in „Wir werden alle überwacht“ die Angst vor einem Überwachungsstaat auf oder engagierte sich 2000 gegen die erste Koalition der österreichischen Konservativen mit Jörg Haiders Freiheitlicher Partei. Auch als Mitglied der „Austria 3“ setzte er sich immer wieder für soziale Projekte wie ein Seniorenheim für Obdachlose oder für die Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“ ein. Der von seinen Freunden und Fans liebevoll „Schurli“ genannte Danzer hat 40 Alben herausgebracht und unter anderem mit „Jö schau“ Austropop-Geschichte geschrieben. Wegen seiner Erkrankung hatte er zuletzt mehrere Konzerte abgesagt, so auch einen für das Wochenende geplanten Auftritt beim Wiener Donauinselfest. Dort sollte am späten Freitagabend auf allen Bühnen in einer Schweigeminute Danzers gedacht werden.