unterm strich:
Die einen schauen täglich in den Container auf RTL 2, die anderen alle zehn Jahre ins Museum. Zumindest in Venlo. Dort startet am Sonntag eine Fotodokumentation, für die rund 200 Babys ausgesucht wurden, die letztes Jahr in der Region geboren worden waren. Das Projekt soll die Jahrtausendwende und „ihre Folgen“ zeigen, erklärte Sef Derkx als Sprecher des Museums. Dafür will man die „Millennium-Babys“ aus der Zeit zwischen dem 1. Januar und 31. Dezember 2000 im Abstand von jeweils zehn Jahren für ein Gruppenfoto aufnehmen – bis 2090. „Dann allerdings werden es nur noch wenige sein, die fürs Foto posieren“, so Derkx. Die den Fotos beigefügten, ständig aktualisierten Lebensläufe dürfen erst im Jahr 2100 – zum offiziellen Ende des Projekts – geöffnet werden. Damit soll über ein Jahrhundert lang das Leben der in der niederländischen Provinz Limburg geborenen Kinder dokumentiert werden. Das hört sich alles schwer nach „Lebenswege der Kinder von Golzow“ an, dem Mammutwerk der Ost-Dokumentarfilmer Barbara und Winfried Junge. Auch die BBC soll etwas Ähnliches gemacht haben, räumte Derkx ein, „aber es ist das erste Mal, dass sich ein Museum auf diese Weise mit zeitgenössischer Geschichte befasst“.
Zensur in Hollywood? Steven Spielberg wird vorgeworfen, dass er „An Everlasting Piece“, den neuen Film von Barry Levinson, bewusst zu einem kommerziellen Flop machen würde, um es sich nicht mit der britischen Regierung zu verscherzen. Levinsons Komödie spielt in Belfast und zeigt zwei Friseure, die aus dem katholischen und dem protestantischen Teil der Stadt zusammenkommen, um Haarersatzteile zu verkaufen. Als Mitinhaber des Entertainment-Giganten Dreamworks soll Spielberg veranlasst haben, dass der von seiner Firma vertriebene Film lediglich mit acht Kopien in den USA starten konnte. Jerome O’Connor, der als Produzent an „An Everlasting Piece“ beteiligt ist, hat dagegen in der New York Post erklärt, dass ursprünglich 750 Kopien geplant waren. Außerdem soll ein Mitarbeiter von Dreamworks Levinson während der Dreharbeiten aufgefordert haben, politische Untertöne zu streichen. Ein Sprecher von Dreamworks erklärte zu dem Fall, dass von Anfang an nur eine begrenzte Zahl von Kinos zur Vorführung angesetzt gewesen sei. Das ist bei einem Millionenprojekt mit einigen Dutzend Schauspielern, darunter Stars wie Billy Connolly, und einer Regiegröße wie Levinson, der bereits „Rain Man“, „Sleepers“ oder „Wag The Dog“ gedreht hat, ziemlich ungewöhnlich. In den USA hat „An Everlasting Piece“ entsprechend bislang gerade mal 55.000 Dollar eingespielt.
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