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unterm strich

Das muss wohl der Übergang in die Informationsgesellschaft sein. Wohin man blickt, der Erfolg-trotz-oder-wegen-schwebender-Gerichtsverfahren schaut zurück. Da gibt es etwa „Hinter den Kulissen“ von Dieter Bohlen. 1.000 Exemplare des Werks haben die Mitarbeiter von Random House in den vergangenen Tagen mit Filzschreibern geschwärzt, um jener einstweiligen Verfügung Rechnung zu tragen, die Bohlens ehemaliger Modern-Talking-Kumpel Thomas Anders vor einigen Tagen erwirkt hatte. Auch wegen der Herbert-Grönemeyer-Biografie des Verlags Hoffmann und Campe gibt es ja Ärger, weil Grönemeyer sich durch die Veröffentlichung in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sieht und beim Berliner Landgericht ebenfalls eine einstweilige Verfügung erwirkte. Nun hat der Verlag angekündigt, die zweite Auflage des Buchs, die in vier Wochen erscheinen soll, werde die Einwände Grönemeyers berücksichtigen. Die 30.000 Exemplare der ersten Auflage sollen sich prächtig verkauft haben. Wohin soll das bloß führen? Müssen wir uns Sorgen um den Zustand des Rechtsstaats machen, wenn Gerichte zunehmend in die Werbestrategien von Verlagen und das Selbstbranding von Popstars eingeführt werden? Einen ganz anderen Weg geht das kleine Norwegen. Dort wurde nämlich am vergangenen Montag die Filmzensur abgeschafft. Nicht dass dort in den vergangenen Jahren übermäßig viel zensiert worden wäre, der letzte Film, der Anstoß erregte, war 1976 Mishimas „Im Reich der Sinne“. Trotzdem eine „grandiose Geste“, wie die Tageszeitung Aftenposten befand. Allerdings sind die Meldungen widersprüchlich: Denn dass alle Verbote aufgehoben werden, so heißt es, bedeute nicht, dass nicht wieder ein Film verboten werden könnte.

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