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Nicht GATTACA (Guanin, Adenin, Thymin und Cytosin, die Nukleinsäuren, die die DNA – oder auch mal einen Hollywoodfilm – ausmachen), sondern geheimnisvolle Meerestiere und wundersame Fabel- und Sternzeichen waren die früheren Entdeckungen, die für mediales Aufsehen sorgten. Naturgemäß tummelten sie sich nicht auf elektronischen Bildschirmen, sondern auf alten Erd- und Himmelsgloben, die nun in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar zu sehen sind. Zunächst waren die handkolorierten kleinen Kunstwerke eher als malerische Fantasie gedacht, doch dann verdrängten die Forschungsergebnisse von Entdeckungsreisenden wie Magalhaes und Cook bis Alexander von Humboldt nach und nach die erfundenen Darstellungen durch exakte Kenntnisse über einzelne Küstenabschnitte und Ausdehnungen der Landmassen.

„Die Weimarer Sammlung ist mit 27 Globen sehr attraktiv“, sagt Bibliotheksdirektor Michael Knoche. In Deutschland gebe es nur noch drei große Sammlungen: im Deutschen Museum München, im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und im Mathematisch-physikalischen Salon in Dresden. Der Weimarer Fundus gehe auf Großherzog Carl August zurück, der auch ein leidenschaftlicher Landkartensammler war. Die Vielfalt der Globen aus allen Epochen sei beeindruckend, erklärt Knoche. Wie einzelne der Prachtstücke in das Weimarer Herzogshaus gelangt sind, geht aus den Archiven nicht hervor. Carl August habe durch Wissenschaftler besondere Verbindungen nach Nürnberg gehabt und dort viel gekauft. Die Bibliothek besitze auch die berühmte Weltkarte Diego Riberos von 1527/29, für Karl V. angefertigt und aus Nürnberger Besitz angekauft.

Und da, wo sich die Sonne um die Erde drehen musste, da gibt es immer noch viel zu monieren: Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat den Nationentag des Vatikans auf der Expo am gestrigen Donnerstag „als kirchenpolitische Machtdemonstration“ kritisiert. „Die römisch- katholische Kirche nimmt auf dieser Weltausstellung eine Sonderstellung für sich in Anspruch, die keine andere Weltreligion inne hat“, sagte Sprecher Christian Weisner am Mittwoch. Die Feier des Nationentages am Fest der „Apostelfürsten“ Petrus und Paulus, mit der das Primat des Papstes besonders betont werde, stelle einen Affront gegenüber der orthodoxen Kirche und den Kirchen der Reformation dar. Bedauerlich sei auch, dass sich der Heilige Stuhl entgegen dem Wunsch der deutschen Katholiken nicht an dem ökumenischen Christus-Pavillon beteiligt habe.

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