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Und hier noch ergänzende Informationen zu unserem Interview auf der folgenden Seite: Soll Norman G. Finkelsteins „The Holocaust Industry“ auf dem Deutschen Historikertag, der vom 26. – 29. September in Aachen stattfindet, diskutiert werden? Dieser Frage stellt sich nun der Historiker Hans Mommsen, der sie verneint. Auch Mommsens Kollege Eberhard Jäckel ist strikt dagegen, meldet dpa.

Für Mommsen gibt es längst bessere Arbeiten über die „Amerikanisierung des Holocaust“. Sie seien aber bedauerlicherwei- se im Wesentlichen an der deutschen Öffentlichkeit vorbeigegangen. Die Einzelheiten des Entschädigungsthemas sind für Mommsen vor allem ein Spezialistenthema. Sie scheinen ihm nicht im Interesse- und Kenntnisbereich des deutschen Publikums zu liegen.

Der Vorsitzende des Verbandes der Historiker Deutschlands, Johannes Fried, verweist darauf, dass die Finkelstein-Debatte bislang nicht auf der Tagesordnung des Historikertags steht. Man sei jedoch „offen, wenn eine Diskussion gewünscht wird“. Michael Wolffsohn meint, viele deutsche Historiker mieden das Thema der Instrumentalisierung des Holocaust „wie der Teufel das Weihwasser“, weil sie angepasst, politisch korrekt seien, um ihre Karriere fürchteten. „Mit oder ohne Historikertag, langfristig kann auch dieses Thema nicht tabuisiert werden“, betont Wolffsohn. „Ob und inwieweit Finkelstein sorgfältig geforscht hat, ist eine handwerklich-methodische, keine politische Frage. Wer sich diesen Themen widmet, ist noch lange kein ‚Antisemit‘. Nicht die Thematisierer, sondern die Tabuisierer fördern Antisemitismus, denn eine ‚offene Gesellschaft‘ ohne Offenheit wäre ein Widerspruch in sich selbst.“

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