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unterm strich

Es geht gegen Procter & Gamble. Allerdings, die der Kosmetik- und Papierwindelfirma schon bekannten, üblichen Umwelt- und Verbraucherorganisationen sind es nicht, die mit Produkt-Boykott drohen. Nein, es sind Hollywood-Größen wie Julia Roberts, Tim Robbins und Susan Saradon und der Präsident der Schauspielergewerkschaft SAG in der AFL-CIO, John Sweeney. Sie unterstützen damit den Arbeitskampf zehntausender von Kleindarstellern um höhere Gagen und Gewinnbeteiligungen an Werbespots.

Die Schauspielergewerkschaften wollen im derzeitigen Arbeitskampf vor allem durchsetzen, dass ihre Mitglieder für die Ausstrahlung von Werbespots auch auf privaten Kabelsendern, und nicht nur wie bisher bei den großen über Antenne zu empfangenden Networks, Tantiemen bekommen. Das wäre nach Berechnungen der Gewerkschaften eine Einkommenssteigerung von 7,4 Prozent für die zumeist unterbeschäftigten und schlecht bezahlten Werbedarsteller. Die Produktionsfirmen bieten knapp fünf Prozent an.

Procter & Gamble wurde nach Gewerkschaftsangaben deshalb ins Visier genommen, weil die Firma einer der größten Auftraggeber für Werbung weltweit ist und während des seit dem 1. Mai andauernden Streiks der Schauspieler weiterhin Werbespots herstellen ließ – mit nicht gewerkschaftlich organisierten Schauspielern. Das machen natürlich auch andere große US-Firmen. Daher sieht sich Procter & Gamble unfair behandelt, wenn die Firma nun stellvertretend für alle anderen Streikbrecher an den Pranger gestellt wird.

Tom Millikin, der Sprecher des Unternehmens, sagte, der Konzern würde fortfahren, mit nicht gewerkschaftlich organisierten Talenten zu arbeiten. Allerdings will die Firma mit den Gewerkschaften AFL und SAG im Gespräch bleiben und nach einer einvernehmlichen Lösung suchen. Das scheint angeraten, denn der SAG-Sprecher und Mitorganisator des Streiks gegen die Werbeindustrie, Greg Krizman, verweist auf die prominente Unterstützung und sagt: „Die Streikkasse ist voll, wir können das noch lange durchhalten.“

Der Streik gilt in Hollywood als Testfall für den erwarteten viel größeren Arbeitskampf, wenn im kommenden Jahr im Mai und im Juni die Rahmentarifverträge der Schauspieler und der Drehbuchautoren mit den Produzenten von Kino- und Fernsehfilmen auslaufen. Gewerkschaften wie Produktionsfirmen gehen davon aus, dass dann so gut wie alle Filmprojekte der weltweit größten „Traumfabrik“ für Wochen, wenn nicht Monate lahm gelegt werden. Procter & Gamble, bitte ergeben Sie sich. Das hält niemand aus.

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