unterm strich:
Claus Peymann hat sich wieder einmal richtig aufgeregt und am Sonnabend den Berliner Kultursenator Christoph Stölzl für seine Reformpläne scharf attackiert. Auf einer Podiumsveranstaltung im Berliner Ensemble warf der Intendant Stölzl und Knut Nevermann, Staatssekretär bei Kultur-Staatsminister Michael Naumann, das „Gesundbeten“ einer grundfalschen Kulturpolitik vor.
Die Theater und nicht die Politik prägten das Bild der Hauptstadt, sagte Peymann zu den Politikern: „Sie sägen die Bäume am helllichten Tage ab.“ Stölzl hatte zuvor sein umstrittenes Papier zur Strukturreform der Berliner Kulturlandschaft verteidigt. Darin war unter anderem die Fusion der Staatsoper Unter den Linden mit der Deutschen Oper erwogen worden. Angesichts eines hohen Finanzbedarfs und schlechter Auslastungszahlen sei es notwendig, über Strukturreformen nachzudenken, sagte Stölzl. Insgesamt seien die Mittel Berlins eben begrenzt.
Nevermann assistierte ihm. Aus der historisch bedingten Schaufensterfunktion sei ein kulturelles Überangebot hervorgegangen, das heute nicht mehr finanziert werden könne. Darum hält Nevermann auch Fusionen von Sprechbühnen für möglich. Dennoch werde der Bund im nächsten Jahr 125 Millionen Mark für die Berliner Kultur bereitstellen, von denen allerdings 25 Millionen bereits für die Verringerung der Schuldenaufnahme der Stadt vorgesehen sind.
Während der Veranstaltung redete sich Peymann in Rage. Nachdem dann allerdings Stölzl und Nevermann aus terminlichen Gründen gegangen waren, „beruhigte sich der zornige Intentant etwas“, wie dpa mitteilt. Als die Röte aus seinem Gesicht gewichen war, sagte er zu seinem Auftritt: „Ich wollte denen Mut machen.“ Mit Theater gewinne man zwar keine Wahlen, sondern verliere sie. Die Kulturpolitiker sollten dennoch ihrer Verantwortung gewahr werden. Schließlich seien die benötigten Beträge gering, verglichen etwa mit denen für den Bau des Bundeskanzleramtes: „Es geht um nichts“, rief Peymann, „es ist ein Furz.“
Kein Furz dagegen: Fünf Einrichtungen bekommen in diesem Jahr den Deutschen Kinderkulturpreis. Das Deutsche Kinderhilfswerk verlieh die mit insgesamt 50.000 Mark dotierte Auszeichnung am Sonntag an die Musikpädagogischen Aktionen aus Düsseldorf, das JFC Medienzentrum Köln, Radio Maroni aus München, das Mobile Internet-Café aus Berlin und den Abenteuerspielplatz Riederwald e. V. aus Frankfurt am Main. Der Preis wurde zum fünften Mal vergeben. Er ist der größte seiner Art in Deutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen