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unterm strich

Klaus Marschall, Leiter der Augsburger Puppenkiste, schlägt Alarm. „Heute muss alles blinken und Krach machen“, sagt er und kritisiert damit die immer aufwendigeren Weihnachtsgeschenke. Nach Ansicht von Marschall wird sich die Entwicklung weg vom traditionellen Spiel hin zum Handy und Computerspiel noch einige Jahre fortsetzen: „Irgendwann wird aber ein Gegentrend einsetzen.“ Bereits heute wachse der Wunsch nach mehr Ruhe rund um Weihnachten. „Es wollen nicht alle Kinder in das Computer- und Medienzeitalter gedrängt werden.“ Hm. War es aber nicht damals so, dass wir die Augsburger Puppenkiste gerne gesehen haben, weil das Plastikmeer so schön blinkte und die Blechdosensoldaten so schön Krach machten? Doch, Herr Marschall, so war es.

Die Gospelgemeinde trauert: Pops Staples ist gestorben. Er war der Vater hinter den „Staple Singers“, einer der frühen Bands auf dem Soullabel Stax, bei der er gemeinsam mit seinen drei Töchtern sang. Keine andere Vokalgruppe hat in den 60er-Jahren so sehr weltliche Themen und himmlische Sphären zusammengebracht. Die Staple Singers wurden mit Songs wie „Respect Yourself“ oder „Washington we’re watching you“ als Liedermacher der Bürgerrechtsbewegung bekannt. Nebenbei arbeitete der 1914 in Winoma, Mississippi, geborene Roebuck „Pops“ Staples mit afroamerikanischer Musiker von Robert Johnson bis Curtis Mayfield. Seine frühesten Neigungen galten aber dem Delta Blues eines Blind Lemon Jefferson oder Memphis Slims. Als Band begannen die Staple Singers 1953 Platten im Umfeld der Folkszene um Woody Guthrie aufzunehmen. Erst 1957, nachdem Mavis Staples ihre High School beendet hatte, warf auch Pops seinen Job als Stahlarbeiter hin, um sich auf die Musikkarriere zu konzentrieren. Doch die Songs der Staple Singers wurde von Gospeltraditionalisten abgelehnt, weil sie sich zu wenig an die Bibel hielten. Stattdessen gehörte die Gruppe über Jahre zum Begleittross der Auftritte von Martin Luther King, dem sie nach dessen Ermordung 1968 das Album „Long Walk to D.C“ widmeten. Vergangenes Jahr erhielt Pops Staples für sein Album „Father Father“ einen Grammy.

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