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unterm strich

Shocking! Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat zum gesellschaftlichen Widerstand gegen eine Verhunzung der deutschen Sprache aufgerufen. Was vor allem in den Medien an „sprachlich-moralischer Verluderung stattfindet, ist immer schwerer zu ertragen“, sagte der Bundestagspräsident der Welt am Sonntag. Die Vizepräsidentin sekundiert. Antje Vollmer beklagte „schrille, modische und expertenlastige Anglizismen“. Diese Wörter schlössen ohne Not viele Menschen aus der Verständigung aus. Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair und Hauptstadtbürgermeister Eberhard Diepgen äußerten am selben Ort schon mal Sympathie für ein „Sprachschutzgesetz“. Ob man die Sprache vor solchen Politikerworten schützen soll, darüber kann man ja wirklich mal nachdenken. Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin sieht das – sieh an, sieh an – alles anders. „Wir brauchen kein Sprachschutzgesetz und damit keine Sprachpolizei“, sagte er. Der Staat sollte sich da nicht einmischen. Er warnte auch vor einer Ausgrenzung des Englischen.

Noch mal Zehetmair, diesmal als Kultusminister: Dem Bayreuther Festspielchef Wolfgang Wagner kann er rechtlich nämlich gar nichts. Das versicherte der Stiftungsexperte Michael von Schubert dem Magazin Focus. Ein Kündigungsgrund für den Mietvertrag lasse sich zwar aus dem „Verhalten des Herrn Wagner“ ableiten, der die Suche nach seinem Nachfolger blockiert. „Das bedeutet aber ein jahrelanges Verfahren, eine fürchterlich schmutzige Schlacht“, sagte Schubert. Zehetmair könne „Druck ausüben, Subventionen streichen. Aber dann finden keine Festspiele mehr statt“. Also? Vielleicht hilft ja ein Kulturpolitikerschutzgesetz.

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