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Gendebatte und kein Ende. Philosophen sollen jedenfalls, meint Peter Sloterdijk, beim Nachdenken übers Genom die Aufgabe der „gezielten Provokation“ übernehmen. Geisteswissenschaftler seien gerade angesichts des derzeitigen Aufschwungs der Naturwissenschaften gefragt, an der Schärfung der Urteilskraft zu arbeiten, sagte Sloterdijk auf einer Podiumsdiskussion in Mannheim. Einmal hatte es bei ihm mit der Provokation ja schon geklappt. Wir erinnern uns: Der Rektor der Karlsruher Hochschule für Gestaltung hatte mit seiner Elmauer Rede von 1999 zur „Menschenzüchtung“ dazu beigetragen, die Gendebatte zu entfachen. Immerhin kann man den neuen Äußerungen entnehmen, dass Geisteswissenschaftler nicht arbeitslos werden, nur weil gerade alle auf die Biologen gucken.

Ähnlich wie Sloterdijk plädierte auch der Philosoph Walter Zimmerli auf derselben Veranstaltung für einen pragmatischen Umgang mit den gentechnischen Möglichkeiten der Zukunft. „Ethik und Pragmatismus sind kein Gegensatz“, betonte Zimmerli. Wichtig sei allein die Frage der Anwendung. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms gebe noch lange keine Antwort auf die Frage nach dem Menschen: „Es ist, als ob Sie Beethovens Neunte Symphonie hören möchten und nur die Partitur vorgelegt bekommen.“ Oder, fügen wir hinzu, weil sowieso gerade Essenszeit ist, als ob Sie ein Gencocktail probieren möchten und erst dann merken, was das ist.

Nach massiven öffentlichen Protesten wird ein Ölgemälde Adolf Hitlers nun doch nicht versteigert. Das teilte das Freiburger Auktionshaus mit. Ob das Blumenbild an den Anbieter zurückgehe oder von einem anderen Auktionshaus zur Versteigerung übernommen wird, steht nach Angaben des Auktionators Manfred Würges noch nicht fest. Das Bild, das von Hitler signiert sein soll, war 1913 von einem Münchner Richter bei dem angehenden Kunstmaler und späteren Diktator (schöne Gegenüberstellung: dpa) bestellt worden. Das Hitler-Gemälde sei ihm über den Anwalt des Besitzers angeboten worden, sagte Würges. Sieben Jahre lang habe das Erbstück in einem Banktresor gelegen. Warum es jetzt verkauft werden sollte, weiß Würges nach eigenen Angaben nicht. Ob es bereits Interessenten gab, darf Würges nicht sagen. „Vielleicht war es etwas blauäugig von mir, dieses Gemälde zur Versteigerung anzunehmen“, sagt er.

Dass Hitler ursprünglich die Künstlerlaufbahn einschlagen wollte, ist historisch belegt. Die Bewerbung Hitlers an der Wiener Kunstakademie blieb erfolglos.

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