unterm strich:
Nach dem Tod von Charles Trenet trauern nicht nur die Franzosen. Es trauert Frankreich. Über den Chansonnier der 1.000 Lieder, von dem jeder Franzose und jede Französin wenigstens eines singen kann, über den Dichter, der Liedtexte geschrieben hat, die jede Mode überlebten, und über den Wendehals, der alle Epochen des 20. Jahrhunderts – von der Kollaboration bis zum Sozialismus – unbeschadet überstand, weil er immer auf der „richtigen“ Seite war. Selbst seine Knastjahre wegen Pädophilie konnte er zum Schluss vergessen machen. Alle französischen Tageszeitungen machten gestern mit Trenet auf. Von Le Monde über Libération bis zur l’Humanité haben fast alle Sonderbeilagen zu Trenet. Das Fernsehen änderte sein Abendprogramm, und der Staatspräsident, der Premierminister und die Kulturministerin überboten sich gegenseitig in lyrischen Elogen à la „Magier der Worte“.
Die Kandidaten für das Theatertreffen in Berlin sind klar: Berliner Ensemble mit „Richard II“ von William Shakespeare (Peymann), Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz mit „Endstation Amerika“ (Castorf), Staatstheater Darmstadt mit den Salzburger Festspielen „Chroma. Farbenlehre für Chamäleons“ von Werner Fritsch (Krupa), Staatsschauspiel Dresden „Das Fest“ in der Regie von Michael Thalheimer, Thalia Theater Hamburg mit „Liliom“ von Franz Molnár (Thalheimer), das Wiener Burgtheater im Akademietheater mit „Die Möwe“ (Bondy), mit „Drei Mal Leben“ (Bondy) und mit „Rosmersholm“ von Henrik Ibsen (Zadek), das Burgtheater mit „Glaube und Heimat“ von Karl Schönherr (Kuej), schließlich das Schauspielhaus Zürich mit „Was ihr wollt“ von William Shakespeare (Marthaler).
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