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unterm strich

Harald Szeemann hat sein Konzept der Biennale in Venedig vorgestellt. Der Titel klingt ein bisschen nach Love Parade und Gilles Deleuze: „Plateau der Menschheit“, das rockt und ravet und freut auch den Esoteriker. Dabei steht Szeemanns Slogan gar nicht für ein spätes Humanismusspektakel. Viel mehr soll die von ihm zusammengestellte Künstlerauswahl die Verantwortung der Kunst zeigen – „gegenüber der Geschichte und gegenüber den Geschehnissen der Gegenwart“. Entsprechend weit reicht das Spektrum: von Joseph Beuys zu Bill Viola, von Richard Billinghams Familienfotografien zur „Celebration“ von Jeff Koons, von Cy Twombly bis Neo Rauch.

Nebenbei ist Szeemann offenbar viel im Kino gewesen. Namen wie Chantal Akerman, Atom Egoyan, Abbas Kiarostami oder David Lynch auf der Besetzungsliste lesen sich jedenfalls mehr wie Filmfestival. Außerdem sind noch mehr als ein Dutzend Videokünstler nach Venedig eingeladen, darunter der „Aphex-Twin“-Clipproduzent Chris Cunningham, der demnächst „Neuromancer“ verfilmen wird, und Anri Sala aus Albanien, der eine erstaunlich offenherzige Dokumentation über seine Mutter und ihre Verstrickungen im ehemaligen kommunistischen Regime gedreht hat.

Bei den Länderpavillons dürfte vor allem die Arbeit des Belgiers Luc Tuymans interessant werden. Er hat eine Serie mit Gemälden über die belgische Kolonialpolitik im Kongo produziert. Jugoslawien wird erstaunlicherweise durch den russischen Hardcore-Performer Oleg Kulik vertreten; und im deutschen Pavillon wird Gregor Schneider gezeigt, der seit 20 Jahren das Haus seiner Eltern in Rheydt zu einem Bauhaus-technischen Gesamtkunstwerk umgebaut hat.

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