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unterm strich

Das Wetter ist gut, die Philosophen mäkeln: Jürgen Habermas hat sich über müde Intellektuelle beschwert. Die Europäische Union lasse sich nur mittels einer europäischen Öffentlichkeit verwirklichen, die auch auf die Beiträge Intellektueller angewiesen sei, sagte der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels am Dienstag in der Hamburger Universität. „Die überwiegend ablehnende oder wenigstens zögernde Bevölkerung kann für Europa nur gewonnen werden, wenn das Projekt aus der blassen Abstraktion von Verwaltungsmaßnahmen herausgelöst, also politisiert wird“, so der 72-Jährige. Eine europäische Öffentlichkeit sei nicht einfach als Vergrößerung einer nationalen Öffentlichkeit zu sehen, sondern sollte in einer Art „wechselseitigem Durchdringen“ der nationalen Diskussionen wie nach EU-Gipfeln entstehen. Allein: „Die Intellektuellen meiner Generation haben Demokratie noch am Nationalstaatsmodell eingeübt. Daher herrscht wohl eher eine nationalstaatliche Zufriedenheit und Europaskepsis unter ihnen.“

Sein Pariser Appartement soll einem afrikanischen Souk geglichen haben: Neben Masken aus Gabun und Mali standen achtlos Skulpturen von der Elfenbeinküste und aus dem Kongo. „Hubert kannte weder eine chronologische noch geografische Ordnung. Das war der reinste Bazar“, behauptet der französische Kunsthändler Daniel Hourde über den im vergangenen Jahr gestorbenen Kunstliebhaber Hubert Goldet. Am Wochenende wird dessen mehr als 600 Skulpturen und Masken umfassende Sammlung in Paris versteigert. Sie gilt als die größte und wichtigste Privatsammlung nach der von Helena Rubinstein, die 1966 in New York unter den Hammer kam.

Zu den seltenen und kostbarsten Stücken gehören Masken und Skulpturen, die einst die Sammlungen bedeutender Liebhaber afrikanischer Kunst zierten, wie die von René Rasmussen, Charles Ratton und Maurice de Vlaminck. Von der Kollektion der Dogon-Skulpturen aus Mali behaupten Experten, sie könne jedem Vergleich mit der Sammlung des New Yorker Metropolitan Museums standhalten. Kein Wunder also, dass die Auktion zu den Hauptereignissen des Pariser Kunstmarkts zählt. Wie Goldet zur Leidenschaft für die afrikanische Kunst kam?„Er war enttäuscht von der Kunst seiner Zeit und suchte in Afrika sein Glück“, weiß Daniel Hourde. Goldet war Mitbegründer der französischen Kunstzeitschrift artpress, Experte für moderne und impressionistische Malerei bei Sotheby's und wurde 1998 Mitglied des Erwerbskomitees des zukünftigen Pariser Afrika-Museums am Quai Branly.

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