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unterm strich

Die Plattenfirma EMI soll Mariah Carey eine Abfindung von rund 57 Millionen Euro gezahlt haben, damit sie aus dem Vertrag mit dem Musikkonzern wieder aussteigt und endlich Ruhe gibt. Diese Nachricht hatte in den vergangenen Tagen die Runde gemacht und war in den Online-Ausgaben des Focus und sogar auf Viva gemeldet worden. Angeblich habe sich die Plattenfirma zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschlossen, weil sich die letzte CD des Quietscheentchens, „Glitter“, so schlecht verkauft habe und ihr gleichnamiges Filmdebüt an den Kinokassen sang- und klanglos untergegangen war, hieß es dazu als Begründung. Jetzt hat der Plattenkonzern diese Meldungen offiziell dementiert: alles nur ein Gerücht, das jeglicher Grundlage entbehre. Dass solche Medienmärchen blitzschnell zu Tatsachen werden, ist im Zeitalter des Internets, das ohnehin einen guten Resonanzraum für Gerüchte und Verschwörungstheorien bietet, wenig erstaunlich. Kurz nach dem 11. September war auf ähnliche Weise auch die Nachricht, die Sängerin Whitney Houston sei an einer Überdosis Heroin gestorben, um die Welt gegangen. Dass solche rufschädigenden Geschichten lanciert werden, deutet aber darauf hin, dass im Kampf um den Souldiven-Thron in den USA derzeit mit besonders harten Bandagen gekämpft wird. Für Mariah Carey, die vor dem Erscheinen von „Glitter“ wegen eines Nervenzusammenbruchs in eine Klinik eingeliefert werden musste, ist das ein weiterer Schlag ins Kontor. Erst im April des vergangenen Jahres war die Sängerin, die auf eine beispiellose Reihe von Topten-Titeln zurückschauen kann, für eine Rekordsumme von Sony zu EMI gewechselt. Für die Veröffentlichung ihrer kommenden vier Alben stehen ihr schon jetzt 133 Millionen Euro in Aussicht. Das ist immerhin ein Trost.

36.000 Euro nehmen sich daneben etwas popelig aus für den Nachwuchs im deutschsprachigen Film. So viel hat das Max-Ophüls-Filmfestival zu vergeben, das vom 22. bis 27. Januar in Saarbrücken stattfindet. Max Ophüls wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Die eingeladenen Filme, darunter 15 Spielfilmdebüts, posaunen schon im Titel ihr Jungsein heraus: „Fickende Fische“, „Nicht Fisch, nicht Fleisch“, „Storno“. Liebe und Familienkonflikte interessieren die Nachwuchsfilmer. Ist das ein Trost oder eine Drohung?

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