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unterm Strich

Im grauen Sommerloch kommt der 80. Geburtstag von Maureen O’Hara wie gerufen; ist sie doch die Technicolor-Queen. Charles Laughton, mit dem die Irin 1939 in Alfred Hitchcocks „Jamaica Inn“ spielte, hatte die rothaarige Musikstudentin entdeckt. Er benannte die junge Maureen, die damals noch den Namen Fitzsimmons trug, kurzerhand in O'Hara um und legte den Grundstein für ihre Hollywood-Karriere. Auf den US-amerikanischen Leinwänden debütierte sie als Esmeralda in „Der Glöckner von Notre Dame“; später wurden John Wayne, Henry Fonda, James Stewart, Errol Flynn und Douglas Fairbanks ihre Leinwandpartner. Ein wenig frustriert hat ihre Karriere sie trotzdem: „Hollywood hat mich benutzt, um Technicolor zu verkaufen. Ich musste alles spielen: Piratenfilme und Western. Aber weiterhin wurden viele großartige Filme in Schwarzweiß gedreht – ohne mich.“

Das deutsche PEN-Zentrum hat „Ohne mich“ freiwillig als Motto gewählt und schließt sich ausdrücklich der Rechtsradikalenächtung an. Die Mitglieder sollen sich bei öffentlichen Veranstaltungen, insbesondere bei Schullesungen, verstärkt der Problematik annehmen. „Auch wenn uns bewußt ist, daß einige der Politiker, die sich jetzt gegen Fremdenhaß aussprechen, diesen selbst mit ihren öffentlichen Erklärungen jahrelang geschürt haben, begrüßen wir es, daß nun endlich gehandelt wird“, verlautete das Präsidium gestern. Und verlautete bei dieser Gelegenheit – Haben Sie’s gemerkt? – auch gleich noch einmal seine Rechtschreibreformächtung.

Nicht ganz so pc verhält sich Hollywood, glaubt man US-Senator Joe Lieberman, dem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten der Demokratischen Partei. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Los Angeles bezichtigte er die Filmindustrie der Korruption von Amerikas Kultur und Kindern. „Look, I love the movies“, startete er seine Rede, die sogar rechtliche Restriktionen androhte: „but there is too much violence, too much sex“, die es rechtschaffenen Eltern verdammt schwer machten, ihren Kindern Werte und Disziplin zu vermitteln. Die Filmindustrie unterstützt die Demokraten traditionell sowohl durch Staraufgebot als auch finanziell. Trotz des Hollywood-Bashings wird davon ausgegangen, dass das auch so bleibt. Der Angriff Liebermans wird als Versuch des Politikers gedeutet, sich gemeinsam mit Präsidentschaftskandidat Al Gore ein scharfes moralisches Profil in Abgrenzung zu Bill Clinton zu geben. Der feierte zur gleichen Zeit ausgelassen mit Frau Hillary, John Travolta, Shirley MacLaine, Cher, Brad Pitt und anderen Moviestars.

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