„...und haben Sie sonst noch Probleme?“

■ Behinderten-„Radio Parkstraße“ präsentiert heute abend neuen Video-Film über Rostock

„Wie gefällt es dir in Rostock? “ Diese Frage, immer wieder gestellt, ist der tragende Teil eines Videofilms der Behinderteninitiative „Radio Parkstraße“. Fünf Betreuer und vier, fünf Behinderte hielten sich im Mai eine Woche lang in Rostock auf, um eine Reportage zu drehen, für die sie die Idee Anfang des Jahres entwickelt hatten. Jetzt ist der Film fertig: „Rostock...und sonst haben Sie keine Probleme? “

Seit Mai 1989 produziert „Radio Parkstraße“ wöchentlich Filme und Radiokassetten. Mittlerweile sind fünf Filme und zwei Radiokassetten fertiggestellt, die unterschiedliche Stilrichtungen repräsentieren.

Der Videoclip „Rostock...und sonst haben Sie keine Probleme?“ wurde mit dem schlichten Ziel produziert, die Rostocker BürgerInnen über ihr Verhältnis zur Stadt zu befragen. Dabei hatten die Behinderten die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorstellungen

in dieses Projekt einfließen zu lassen.

Ohne Hemmungen interviewen die InitiatorInnen Menschen auf der Straße und spüren dabei, daß sie in erster Linie als Mensch und nicht als Behinderte/r betrachtet werden.

Jürgen Köster, Mitbetreiber von „Radio Parkstraße“, möchte mit diesen Projekten vor allem eines erreichen: „Wichtig ist, daß die Ghettosituation dieser Menschen in ihrem Alltag aufgehoben wird. Wir versuchen, die Behinderten zu ermutigen, möglichst selbst zu entscheiden, was sie in die Projekte einbringen wollen“.

Dies wird vor allem deutlich, wenn die Interviewer ihrer Arbeit in einer Rostocker Behindertenwerkstatt nachgehen und dort auf „LeidensgenossInnen“ stoßen. Die Behinderten dort äußern übrigens die Sorge, daß sie nach der Wiedervereinigung eventuell weniger verdienen könnten. „Die Eingliederung in die Gesellschaft

könnte dadurch erschwert werden“, erläutert Köster während des Films.

Überhaupt taucht das Thema Wiedervereinigung dauernd auf. Als Wahlplakat, Warnke-Eis, Bildzeitung. Die Bilder geben sich realistisch. Alles wird abgebildet und dargestellt, wie es eben ist. Keine Szene wirkt gestellt. Herrlich spontan richten die Bremer Behinderten ihre Fragen an die Rostocker Bevölkerung. Zum anderen schneiden sie auch die Tapes selbst. Oft sind die Schnitte schroff und unbekümmert. Ganz sprunghaft wird Denken visualisiert. Das macht den Film so plastisch wie ein Gummibärchen. Christian Noffk

Heute abend wird der Film „Rostock...'und haben Sie sonst noch Probleme?'“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Um 19 Uhr in der Tagesstätte Parkstraße 115.