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Archiv-Artikel

truppen in den kongo Symptome heilen reicht nicht

Die Debatte um eine robuste Militärintervention im kongolesischen Bunia ist reichlich skurril. Seit zehn Jahren gibt es ethnische Ausrottungskriege im Osten der Demokratischen Republik Kongo, seit vier Jahren herrscht dort der blutigste Krieg der Welt. Aber erst, wenn Massaker direkt vor der Nase von UN-Soldaten stattfinden, merkt es die Außenwelt. Das Ergebnis ist eine hastige Überreaktion.

Kommentarvon DOMINIC JOHNSON

Die jüngsten Metzeleien in Bunia waren fürchterlich. Und sie waren ein Warnzeichen: Erstmals konnten kongolesische Milizen, die als einziges Ziel das Abschlachten möglichst vieler Angehöriger anderer Ethnien verfolgen, eine komplette Großstadt übernehmen und tagelang ungehindert wüten. Aber für die Kongolesen ist das weder neu noch eine grundsätzlich andere Qualität des Krieges. Was die Außenwelt in Bunia heute entsetzt, ist für die Menschen in Ostkongos Dörfern seit vier Jahren Alltag.

Wenn je eine internationale Eingreiftruppe versucht, Bunia allein mit Patrouillen hochgerüsteter europäischer Soldaten zu befrieden, dann wird sie dort nur Symptome kurieren. Denn die mit Drogen voll gepumpten Kinder von Ituri morden nicht ohne Grund. Sie werden angewiesen, und hinter den Milizenführern stecken politische Interessen. Wer die nicht erkennt, kann in Bunia keinen Frieden stiften.

Die dortigen Massaker sind Ausdruck der Eskalation eines Machtkampfs zwischen Kongos Warlords. Sie zeigen einen fundamentalen Konstruktionsfehler von Kongos Friedensprozess auf: Er belohnt Kriegsverbrecher mit Regierungsämtern, in der Hoffnung, dass Krieg damit überflüssig wird. In Wirklichkeit spitzen sich die Rivalitäten zur Kontrolle noch nicht verteilter Pfründen aber weiter zu. Je sicherer sich die Kriegsführer des Kongo fühlen können, desto skrupelloser werden sie in der Wahl der Mittel. Und sie fühlen sie heute sehr sicher. Ihre Ministerien sind eingerichtet, ihre Schutztruppe ist unterwegs, die internationalen Geldgeber haben schon Wiederaufbauhilfen in Milliardenhilfe versprochen.

Truppen nach Bunia? Nein – wenn es nur darum geht, ein paar Gewehre einzusammeln und die Stadt nach drei Monaten an Kongos Regierung weiterzureichen. Ja – wenn es gelingt, dieses rohstoffreiche Gebiet aus den Händen der Warlords an die Bevölkerung zurückzugeben. Aber das ist eine Aufgabe, deren Komplexität der Besetzung des Irak ähnelt. Man kann darauf wetten, dass niemand sie erfüllt.

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