three-pointer: Frankfurts Basketballer schockieren den Champion
Große Würfe gegen Bologna
Vor zwei Jahren hatte Ettore Messina schon einmal seine zurückhaltenden Statements in der schneidenden Luft der Frankfurter Ballsporthalle platziert. Damals wie heute musste der Coach vom Titelträger der Basketball-Euroleague, Kinder Bologna, eine Sensation kommentieren. Beide Male hatte sein Team gegen die Frankfurter Skyliners verloren – doch was seinerzeit als „lucky punch“ galt, scheint nun in eine stabile Entwicklung eingebettet. Denn spätestens als Skyliners-Topscorer Marcus Goree am späten Mittwochabend zwei Sekunden vor der Schlusssirene zum 80:79-Endstand traf, stand endlich auch einmal die ganze Halle Kopf. „Damals“, so Messina, „war das eine komplett andere Situation. Das Frankfurter Team und auch das Umfeld waren gerade erst am Start. Heute“, sagt Signore Messina, „sind die weiter. Hier könnte schon bald ein etabliertes europäisches Team entstehen.“
Zweieinhalb Jahre wird nun schon erstklassiger Basketball in Frankfurt gespielt. Gemerkt haben das nicht allzu viele – bis heute war die 5.000 Zuschauer fassende Ballsporthalle nicht ein einziges Mal voll besetzt. „Das Frankfurter Publikum ist nun einmal kein einfaches“, weiß Spielmacher Pascal Roller. Der Pokalsieg im Frühjahr 2000 sorgte zwar für kurze Euphorie, aber dem folgte ein ernüchterndes zweites Jahr: Platz acht in der Bundesliga, das Aus bereits in den Viertelfinal-Play-offs, und auch auf europäischer Ebene hagelte es vor allem eines: Niederlagen.
Doch in dieser Saison ist alles anders. In vielerlei Hinsicht. „Ich rechne mit über 4.000 Zuschauern“, war sich Skyliners-Manager Gunnar Wöbke sicher, und sein Optimismus hatte einen Grund: Mit Bologna, zuvor in der Euroleague noch ungeschlagen, gastierte das laut Frankfurts Coach Gordon Herbert „beste Team der Welt außerhalb der NBA“ in der Ballsporthalle. Das Argument zog. Mit 4.780 Zahlenden stellte man einen neuen Zuschauerrekord auf, und jeder, der gekommen war, konnte sich überzeugen: die Skyliners haben derzeit einfach das, was man einen Lauf nennt. Fünf Siege bei nur zwei Niederlagen stehen zum Abschluss der Euroleague-Hinrunde zu Buche – beste Voraussetzungen also, um sich als eines der vier bestplatzierten Teams in der Achter-Gruppe für die nächste Runde zu qualifizieren. Auch in der Bundesliga wird der Aufschwung eindrucksvoll in der Tabelle dokumentiert: Die Mannschaft führt und kassierte nur in Trier eine Niederlage.
„Gordon Herbert hat eine andere Philosophie als unser vorheriger Trainer“, erklärt Pascal Roller. „Er lässt einen schnellen und aggressiven Basketball spielen.“ Ein Konzept, das Roller zugute kommt und ihm zuletzt die Berufung in die Nationalmannschaft bescherte: „Meine Stärken liegen nun einmal im Fastbreak-Basketball“, sagt er. Genau damit hatte auch der Gast aus Italien seine Probleme. Dem Starensemble aus Bolgona gelang es kaum, seine Größenvorteile auszuspielen und Superstar Antoine Rigaudeau fand überhaupt nicht ins Spiel. Schlappe drei Punkte sammelte Bolognas Spielmacher.
Vor allem in puncto Tempo und Athletik konnten die Frankfurter dem europäischen Titelträger über die gesamte Spielzeit scheinbar mühelos Paroli bieten. „Wir haben andere Spielercharaktere als im vergangenen Jahr“, vermutet Pascal Roller über die Hintergründe. Dies trifft vor allem auf den ehemaligen NBA-Profi Marcus Goree (22 Punkte) und auf Chad Austin (wie Roller 18 Punkte) zu. „Von den beiden habe ich heute die großen und schwierigen Würfe gesehen“, lobte Coach Herbert und blickte schon einmal auf den weiteren Fortgang der „Woche der Champions“ voraus: „Am Sonntag haben wir gegen Alba Berlin die große Chance, ein Statement in der Liga zu machen.“ Die stetig wachsende Fangemeinde der Skyliners übrigens auch. Selbst beim Spiel gegen Kinder Bologna blieben noch 220 bunte Schalensitze leer. BERND SEIB
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