themenläden und andere clubs: Probleme beim Ausgehen in Prenzlauer Berg
Die groben Unterschiede
Es ist oft gar nicht leicht zu sagen, warum man in eine bestimmte Bar gern geht und in eine andere nicht. Das „Luxus“ in der Belforterstraße in der Nähe vom Kollwitzplatz zum Beispiel ist so ein Fall. Der kleine Laden hat gerade mal Platz für zwanzig, vielleicht dreißig Leute. Wenn es zu voll ist, wird man von den Barkeeperinnen höflich oder weniger höflich gebeten, gleich wieder zu gehen; schön ist es dann aber auch nicht für die, die schon länger sitzen. Manchmal ziehen die Barkeeperinnen einen Flunsch und nehmen nur widerwillig Bestellungen entgegen, was ins „Café M“ der Achtziger gepasst hat, hier aber fehl am Platz ist.
Auch die nähere Umgebung sorgt für Unsicherheiten – am Kollwitzplatz selbst nämlich geht man nachts um eins nicht gern ein Bier trinken. Alle Wege führen da selbstverständlich ins „Luxus“, wo es aussieht, als sei nie auch nur eine einzige Mark investiert worden – außer für die Installation einer Theke, versteht sich. Also charmant runtergekommen, bodenständig und mit genau den blauweißen Kacheln, die in anderer Zeit schon das „Luxus“ als Fisch- oder Fleischladen zierten.
Jetzt aber ist es wie in einer WG-Küche, wo eine kleine Party gefeiert wird mit Musik von The Fall und Pavement. Da kommt dann beispielsweise auch Jonas aus Hamburg gern mal auf einen Wodka. Jonas hat es nach Prenzlauer Berg verschlagen, weil er an der Filmhochschule in Potsdam studieren kann. Prenzlauer Berg findet er blöd, sagt Jonas, der hier gut hinpasst, mit seinen Sixties-Klamotten höchstens eine Idee zu verfeinert ist.
Aber das „Luxus“ ist für ihn schon okay, hier palavert er mit seinen Begleitern über die Vorzüge Hamburgs oder die britischen Siebzigerjahreserien „Die Zwei“ und „Die Profis“. Ein paar Stunden später steht er dann im wieder eröffneten „103“ in Mitte herum und sieht zu, wie der bullige Musiker Erobique sein Keyboard bearbeitet und seinen Auftritt abbricht, weil ihm das Publikum zu blöde und neumittig ist. Das stört niemanden, auch Jonas nicht. Dem sind die Leute in diesem Fall egal, dem gefällt das „103“, weil es weiträumig ist und sowieso nur ein paar Monate aufhat.
GERRIT BARTELS
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