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themenläden und andere ClubsAuf der Suche nach den verlorenen Äs, Ös und ÜsDie Zeit und der Droenstag

In einem dieser albernen Jerry-Lewis-Filme, die nur ein Kind mögen kann (und so ein Kind war ich wohl, befürchte ich), spielte der Nervkopp gleich sieben Rollen, eine gackeriger und übertriebener als die andere.

Jedoch: Hach, was wäre das schön, wenn man sich manchmal zwei-, drei-, vier- oder siebenteilen könnte, ohne dass es gleich wehtut und man stirbt. Nehmen wir mal Montagabend. Da wollte ich eigentlich mal wieder ausgehen, hätte aber gerne diesen Michael-Verhoeven-Film auf Vox geguckt, genauso auch nochmal in die Pop Odyssee über die Beach Boys gelugt (Aufnehmen gilt nicht, ist eh nie Zeit, das alles nachzuholen). Außerdem war ich zu einem Geburtstag eingeladen, und das wird ja immer seltener, dass meine FreundInnen sich freiwillig ihre neuen Altbau! Parkett! Stuck! ach Gottchen!-Wohnungen (mit momentan noch als Büro genutztem Kinderzimmer) verwüsten lassen, so wie zu den schönen, alten Zeiten, als man seine Referate mit MS-Dos-Befehlen auf anderer Leute Computer verfassen musste. Und die Programme hatten nicht mal Üs, Äs oder Ös. (Überlege gerade, ob ich, nur zu Demonstrationszwecken für junge Leute, in diesem Text im Folgenden einfach mal so verfahren werde. Das mach ich! Huebsche Idee!)

Jedenfalls, to go back on the track, verdammt, koennte man doch nur auf mehreren Hochzeiten tanzen! Mein Vorschlag ist die Einrichtung eines virtuellen Zeitkontos von, sagen wir, 24 Stunden woechentlich zur freien Verfuegung. Diesen „Droenstag“ muesste man je nach Belieben verbrauchen duerfen: Wann immer man irgendeine Aktion verlaengern moechte, weil es einfach gerade so schoen oder interessant oder wichtig ist, nimmt man die Zeit von seinem Droenstagskonto. Man kann aber, und das waere der typisch deutsche Fleiß-Clou an der Geschichte, die Stunden auch sparen und nach zwei Monaten davon acht Tage in den Urlaub abduesen.

Natuerlich sehe ich das klitzekleine Problem, welches dadurch entsteht, dass ja vielleicht das Droenstagskonto desjenigen, mit dem und fuer den man die Zeit gerade verlaengern moechte, nicht unbedingt das gleiche Haben wie das eigene aufweist. Und ueberhaupt, was macht man, wenn man beispielsweise einen Film verlaengern moechte, weil er so prima ist? Die Konten aller anwesenden Kinobesucher pluendern?

Die Loesung liegt in der Subjektivitaet des Erlebens. Nach Absprache mit ein paar Philosophen und Zeitforschern koennte man bestimmt irgendeinen komplizierten Satz konzipieren, der in etwa erklaert, warum dieser virtuelle Zeitdiebstahl immer nur fuer einen selber zu funktionieren braucht, in der Art wie die Heisenberg’sche Unschaerferelation, oder noch besser, die Lorentz’sche Gleichung, ein klein wenig umgeschrieben:

Ganz klar wuerde mit dieser Gleichung, dass die Zeit fuer jeden verschieden schnell vergeht, was zugegeben nicht ganz auf meinem Mist gewachsen ist. Aber ich hab’s auch schon bemerkt.

Ich bin ein wenig unsicher, ob ich nicht der Typ waere, der dieses Droenstagsguthaben immer direktemang am Anfang der Woche verballert, fuer dummes Zeug wie eine halbe Stunde laenger Essen, eine Stunde laenger Kuessen, noch und noecher im Bett bleiben. Aber tant pis. Man lebt nur einmal.

Und angesichts des anstehenden Berlinale-Partymarathons koennte ich meine Droenszeit schließlich fuer noch viel duemmere Dinge ausgeben.

JENNI ZYLKA

P.S.: Michael Verhoeven schreibt man uebrigens wirklich so. Ein lustiger Zufall.

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