the passion of the jochen von HARTMUT EL KURDI :
Jesus war ein Mettbrötchen. Oder ein Hacksteak. Das scheint auf den ersten Blick die Kernaussage von Mel Gibsons Schlachteplatten-Epos „Die Passion Christi“ zu sein. Die wahre Botschaft aber sind die erstaunlichen Besucherzahlen des Films, die beweisen, dass er zurück ist, der zwischenzeitlich schwer abgemeldete HErr. Die Wiederkehr Christi hat stattgefunden. Die Boxchampion-Regel „They never come back“ gilt eben nicht für Typen wie Jesus oder Chris Norman. Und auch nicht für deren Hardcore-Fans.
So sah ich kürzlich einen TV-Bericht über ein Fundamentalisten-Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen, das sich weigert, seine Kinder zur Schule zu schicken, weil sie dort nur mit Atheismus, Homosexualität und anderem Schweinkram konfrontiert würden. Trotz mehrerer Strafbefehle werden die kleinen Christen deswegen seit Jahren zu Hause von Muttern unterrichtet. Das Schlimmste daran aber war, dass ich Muttern kannte!
Erst war es nur eine Ahnung, dann aber wurde ihr Vorname („Stephanie“) und ihr Beruf („Diplom-Kulturpädagogin“) eingeblendet, und da erinnerte ich mich, dass ich gemeinsam mit dieser Dame vor einigen Jahren in Hildesheim studiert hatte. Und eigentlich hätte ich sofort das nordrhein-westfälische Kultusministerium anrufen müssen, um dem für Schulverweigerer verantwortlichen Beamten einen guten Rat zu geben: Don’t mess with Schwester Stephanie! Denn diese Frau hat einen Glauben so stark wie die Anziehungskraft des Magnetfelsen aus „Jim Knopf und die wilde 13“!
Ich weiß das, seit sich damals Jochen, ein Kommilitone, in sie verliebte. Jochen hatte in diesem 80-Prozent-Studentinnen-Studiengang alles gebügelt, was nicht bei drei auf dem sprichwörtlichen Baum war. Selbst Mitglieder„innen“ des tatsächlich so benannten „Autonomen Lesben- und Nichtlesbenreferats“ hatten sich ihm hingegeben. Gelegentlich lauschte ich amüsiert sowohl seinen wirren Vorträgen über die sexuelle Libertinage als soziale Errungenschaft wie auch den verstörten Erzählungen seiner Mitbewohner, die zum Beispiel von einer seiner Bekannten berichteten, die Strapse unter den Jeans trug und sich beim Frühstück ungefragt darüber ausließ, wie besinnungslos sie und Jochen in der letzten Nacht mal wieder geknattert hatten. Und dann zeigte sie plappernd ihre blauen Flecken. Die stammten von der Heizung, die neben Jochens Matratze hing und gegen die sich die beiden Ekstatiker im Rausch abwechselnd zu donnern pflegten.
Und ausgerechnet dieser Priapus geriet in die Fänge Stephanies, die nichts von vorehelichem Sex hielt, sondern sich für Mr. Right aufsparte. Und es gelang ihr tatsächlich Jochen umzudrehen. Er warf sich ihr zu Füßen, entsagte der Fleischeslust, ging regelmäßig mit in die evangelische Freikirche, um sich schließlich mit ihr verloben (!) zu dürfen. Ein halbes Jahr später verließ sie ihn, um einen Jugendfreund aus ihrer Heimatsekte zu heiraten …
Jochen war fortan ein gebrochener Mann und wurde aus Verzweiflung katholisch. Für mich war klar: Ein rachsüchtiger Gott hatte seine Geißel Stephanie geschickt, um einen Todsünder zu pulverisieren. Und es war ihm gelungen. God is a domina.