taz.mag.nachtrag : Monique Wittig
Am 3. Januar ist die aus Frankreich stammende Schriftstellerin Monique Wittig in Tucson/Arizona gestorben. Sie war eine jener Denkerinnen, die den feministischen und vor allem den lesbischen Aufbruch in den Siebzigerjahren in Frankreich und in Deutschland theoretisch fundierten.
Für ihr erstes Buch (Titel: „Opoponax“, erschienen 1964) erhielt sie den renommierten Literaturpreis Medicis. Für Wittig, so lassen sich ihre Ideen bündeln, ist Heterosexualität ein politisches System, dem sich Lesben verweigern. 1976 ließ sie sich in den USA nieder, lehrte an Universitäten, schrieb Essays, Romane und Dramen. Für Frauen wie die Filmautorin Helke Sander war Wittig eine Protagonistin sondergleichen.
Eine diskursive Renaissance ward der Autorin quasi im Pensionärinnenalter zuteil, als die Queerdebatte der Neunzigerjahre (samt Judith Butler) sich auf ihre Ansätze bezog. Insbesondere die Sammlung von Wittigs theoretischen Schriften, die in den USA unter dem Titel „The straight mind“ herausgegeben wurde, beeindruckte, weil sie Dinge zu einer Zeit erörterten, als Lesbisches außerhalb männlich-heterosexueller Fantasiewelten noch tabuisiert war.
Im taz.mag kommen wir auf diese Autorin (und andere AutorInnen der Genderdebatte) demnächst zurück: Was blieb vom Aufbruch übrig?