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■ taz on tour in HamburgEinig nur gegen Kohl

Zum 18. taz-Geburtstag stiegen in Hamburg die hanseatische Grünenpromi Krista Sager und Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn von der SPD Montag abend zu taz- Hamburg-Redakteurin Silke Mertins aufs Podium der Hamburger Fabrik. 200 Menschen kamen zu diesem Disput, der das Herzstück der Feier bildete.

Eine angespannte Sager konstatierte, Griefahn und ihrer SPD wegen der zu den Grünen abgewanderten Wähler, ein „psychisches Problem mit den Grünen“. Griefahn sah vielmehr schwarz-grüne Koalitionen am Horizont. Denn weder gebe es bei der Union noch bei den Grünen ein Konzept gegen die sozialen Probleme im Lande. Sager konterte: „Die Grünen machen Sozialpolitik links von der SPD.“

Griefahn nutzte dann die Gelegenheit, den Grünen eine „Edelrandgruppenpolitik“ vorzuwerfen. Für Sager ein typisches Beispiel „sozialdemokratischer Vorbehaltspolitik gegen Initiativen“. Frauen, Lesben und Schwule seien außerdem „keine Edelrandgruppen“. Die Kontrahentin Sagers sieht ihre Zielgruppen eher bei ländlichen Turnvereinen, Feuerwehren oder Spielmannszügen. Das seien teils sozialdemokratische Initiativen, „Organisationen von unten“.

Auch in Ökofragen waren die streitenden Frauen nicht auf einen grünen Zweig zu bringen. „Aus Niedersachsen hört man immer nur Schröder mit seinem wirtschaftsfreundlichen Blabla.“ Bei den Castor-Transporten wurde hingegen Griefahn offensiv. Die seien gegen den Bund nun mal nicht zu verhindern gewesen. „Aber jetzt will ich es wissen, was hätten Sie gemacht?“ ging die frühere Greenpeace-Chefin ihr Gegenüber an. Da blieb Sager nur die Resignation: „Letztendlich hätte eine grüne Umweltministerin die Castor-Transporte nicht verhindern können.“

Von der zunehmenden Betonung der Industriepolitik zeigte sich Sager genervt. „Das sind die Jungs, die sich stark machen wollen, aber im Grunde keine Ahnung haben.“ So gebe es wirtschaftlich keinen Grund, den Transrapid zu bauen. Die Sozialdemokratin räumte ein, die Hamburger SPD-Politik „Im Zweifel für Arbeitsplätze“ habe „die falsche Denke“.

Trotzdem gab es Einigkeiten – im Kampf gegen Kanzler Kohl. Griefahn sagte aber: „Wenn man Rot-Grün will, kann man keinen rot-grünen Wahlkampf führen.“ Die Wähler müßten „da abgeholt werden, wo sie sind“. Das konnte Sager kaum toppen: „Das sehe ich auch so.“ Alois Freudenhammer

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