piwik no script img

taz kann ruhig sterben! -betr.: "Streik um jeden Preis" und Kommentar

Betr.: „Streik um jeden Preis“ und Kommentar

Kommentare wie der vom 8.8. von Kerstin Schneider (Titel „Skrupellos“) über die Tarifauseinandersetzung im Bremer Einzelhandel, die ich in der letzten Zeit leider immer häufiger in der taz finde, lassen mich immer unsicherer werden, wie notwendig das Überleben der taz überhaupt ist. Weiß die Autorin, wieviel eine Einzelhandelskauffrau verdient? Warum verschweigt die Autorin, daß die Gewerkschaften in einem Defensivkampf aus der verlorengegangenen Auseinandersetzung über den Ladenschluß, die mit ehelichen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten einhergeht, noch das beste zu machen versuchen?

Wie kann sie es skrupellos nennen, daß die Gewerkschaften versuchen, die Haut ihrer Mitglieder und, bei der Übernahme entsprechender Forderungen in den Tarifabschluß, selbstverständlich aller Beschäftigter so teuer wie möglich zu verkaufen?

Im Mainzer Pilotabschluß ist aus einer Niederlage im Kampf um den Ladenschluß noch etwas Positives geworden - nämlich die Schaffung von Arbeitsplätzen durch möglichst hohe Bewertung der Arbeitszeiten am Abend und am Samstagnachmittag. Die Freizeit wird abzufeiern sein und durch neue Stellen auszugleich.

Der dazugehörige Artikel strotzt von Unverständnis von der Lage abhängig Beschäftigter. Sollte sich diese Tendenz in der taz weiter durchsetzen, seid ihr mich als langjährigen Abonnenten sicher los.

Nebenbei: Welche Aufgaben soll eine Gewerkschaft eigentlich haben, wenn nicht die, dafür zu sorgen, daß die Arbeitskraft der Beschäftigten möglichst teuer verkauft wird, für vernünftige Arbeitszeiten und -bedingungen zu sorgen und die Autonomie der abhängig Beschäftigten zu fördern?

Günther Egid

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen