■ taz-intern: Postraub gestoppt
Jede Woche darf die Post ein hübsches Sümmchen vom Bankkonto der taz abbuchen. Dafür, daß sie die tazzen dort ins Haus bringt, wo wir (noch) keinem Trägerdienst angeschlossen sind. Insgesamt sind das rund 30.000 unserer 45.000 Abonnements. Oft tut die Post dies mehr schlecht als recht, zumal seit der deutschen Vereinigung müssen viele LeserInnen immer wieder feststellen, daß doch nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern.
Letzte Woche hat nun die taz die Abbuchung der Postzeitungsgebühren platzen lassen. Unser Konto war nicht leer (seit Dezember schreiben wir schwarze Zahlen), wir haben es leergeräumt. Und der Post von einem anderen Konto Geld überwiesen. Allerdings nicht die Summe, die sie haben wollte.
Zu Erinnerung: Zum Jahresbeginn hat die Post zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres die Gebühren für den Zeitungsvertrieb drastisch erhöht, diesmal für uns um happige 40 Prozent, 900.000 Mark würde uns das in diesem Jahr kosten und die Hälfte der Einnahmen aus unserer erfolgreichen Abokampagne schlucken.
Wir nennen das einen Postraub (siehe unser „Tagesthema“ vom 7.12.92). Denn die Preiserhöhung trifft fast nur die kleinen Medien, die dicken und anzeigenträchtigen dagegen fast gar nicht. Damit, so meinen wir, mißbraucht die Post ihre marktbeherrschende Stellung, möglicherweise erfüllt das sogar den Straftatbestand des Wuchers. Bezahlt haben wir deshalb an die Post nur den Durchschnittssatz der Gebührenerhöhung, immerhin 16 Prozent mehr als bisher.
Neben der taz haben auch andere protestiert, von der katholischen Deutschen Tagespost bis zur ostdeutschen Jungen Welt. Zwar haben die Post, Verlegerverbände und eine Arbeitsgruppe mehrerer Bundesministerien in den letzten Monaten nachverhandelt, und im Prinzip, so wird uns gesagt, ist klar, daß es eine Rückerstattung für besonders betroffene Zeitungen und Zeitschriften geben soll. Doch das Verfahren schleppt sich hin, jetzt hat das Bundeswirtschaftsministerium wieder ein Gutachten des Kartellamtes angefordert, das dem Vernehmen nach nun nicht etwa der Post Wettbewerbsverstöße vorwirft, sondern absurderweise die Abschwächung der Preiserhöhung für wettbewerbswidrig hält. Und die Post beginnt derweil schon mal, die neuen Preise zu kassieren.
Da sagen wir erst einmal nein und stutzen die uns diskriminierende Preiserhöhung. Die Post hat uns jetzt ein Mahnverfahren „mit allen Konsequenzen“ angekündigt. Unsere Anwälte sitzen in den Startlöchern. KHR/MR
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