■ taz-intern: 1968, die Wahrheit
Die Frage, ob die taz mit Recht ein spätes Kind der 68er- Bewegung und deren Forderung nach Gegenöffentlichkeit genannt werden darf, ist noch immer nicht endgültig geklärt, und schon machen wir weiter mit 1968. Auf der „Wahrheit“ beginnen wir heute mit einer kleinen Serie. Tag für Tag sind dort 34 Zeilen zu finden, die von einem Ereignis berichten, das exakt 25 Jahre zurückliegt. Die geneigte Leserschaft wird auf die Pariser Barrikaden, nach Rio, Prag und Warschau entführt, in Westberliner Kommunen und kalifornische Underground-Blätter. Die Rechercheure dieser Serie sind dafür in einschlägige Archive bis hin zur public library in der 42. Straße in New York ausgeschwärmt. Zusammengestellt wird sie von Helmut Höge, einem der letzten anarchistischen Journalisten Deutschlands. Die Bewegung spülte Höge 1969 nach Berlin, in den siebziger Jahren widmete er sich in Bremen spontaneistischen Machenschaften, um schließlich im Vogelsberg abzutauchen. Die Beschaulichkeiten des Landlebens brachte er uns in Artikeln wie „Der Hühnerficker vom Vogelsberg“ nahe (unter dem Pseudonym Jimmy Cooke in der Transatlantik veröffentlicht). In den achtziger Jahren tauchte er wieder in Berlin auf und machte sich unter anderem als Hilfsredakteur des Kulturressorts um die taz verdient. Inzwischen lebt er in Ostberlin und geht als IM, respektive Informationsmakler, der aufreibenden Aufgabe nach, Wirklichkeit in Zeilen zu transformieren. Dabei muß er sich noch von Dieter Kunzelmann auf den Anrufbeantworter sagen – besser: nachsagen – lassen: „Für Geld machen die Leute doch heute alles.“ Dabei ist sein Honorar tazgemäß beschissen. M.S.
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