taz intern: Bundesanwalt contra taz
■ „Strafvereitelung“ im Dienst als Redakteur?
Berlin (taz) – Am 13. April letzten Jahres erschien in der taz ein Artikel, der sich damit beschäftigte, daß bislang Unbekannte sich unter Verwendung des Markenzeichens „RAF“ wie Rote Armee Fraktion gemeldet haben und neue Anschläge ankündigten. Der Artikel basierte auf einem der taz zugegangenen Schreiben, in dem die Autoren andeuten, sie gehörten zu einer Fraktion innerhalb der RAF, die mit der Einstellung des bewaffneten Kampfes nur bedingt einverstanden sind. In dem taz-Artikel wurde bereits ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Zusammenhang zwischen den Autoren und der RAF möglicherweise frei erfunden ist – eine Einschätzung, die am folgenden Tag auch der Verfassungsschutz zum besten gab. Es handele sich bei dem Schreiben, so der Hamburger Agentenchef Ernst Uhrlau, um einen „nicht einmal besonders gelungenen Aprilscherz“.
Allein die Karlsruher Bundesanwaltschaft wollte nicht mitlachen. Nachdem taz-Autor Wolfgang Gast bereits im August letzten Jahres zu dem Komplex RAF-Scherz als Zeuge vernommen wurde, flatterte ihm jetzt die Mitteilung ins Haus, die Bundesanwaltschaft habe gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wegen „versuchter Strafvereitelung“. Das Schreiben hätte den Strafverfolgungsbehörden zwecks erkennungsdienstlicher Behandlung übergeben werden müssen. Damit treibt die Bundesanwaltschaft einen Konflikt voran, der uns seit Jahren immer mal wieder beschäftigt. Für die taz sind Schreiben, die auf die Identität der Autoren verweisen können, Bestandteil des Zeugnisverweigerungsrechts und werden deshalb vernichtet. Durchsuchungen waren deswegen bisher immer erfolglos. Nun ausgerechnet bei einem Fake mit „Strafvereitelung“ zu kommen ist mehr als ein Aprilscherz zur Unzeit. JG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen