■ taz-intern: Wie investieren in die taz?
Vergangenen Samstag versammelten sich 167 TeilnehmerInnen zur 5. ordentlichen Generalversammlung der taz, die tageszeitung. Verlagsgenossenschaft e.G. Die wirtschaftliche Lage der taz ist so gespannt wie nie zuvor. Der genossenschaftliche Prüfungsverband bescheinigte der taz zwar eine „ordnungsmäßige Buchführung“ und die Vermittlung eines „den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes“ der wirtschaftlichen Lage. Gleichzeitig stellte er aber fest, daß die Ergebnislage selbst höchst bedrohlich ist. Denn es ist uns nicht gelungen, die verkaufte Zeitungsauflage in hinreichendem Maße zu steigern.
Nach der Feststellung der Jahresabschlüsse und Entlastungen von Vorstand und Aufsichtsrat ging es zur Sache: Die Mitglieder der Genossenschaft ringen um Vorstellungen, wie der taz künftig soviel Eigenkapital zugeführt werden kann, daß sie ihre Existenz auf einem immer schwierigeren Markt langfristig sichern und zugleich ihre Unabhängigkeit bewahren kann.
Zwei Konzepte stehen zur Diskussion. Der eine Vorschlag beinhaltet eine Konstruktion, die es ermöglicht, der taz Investitionsmittel in Höhe von 20 Millionen Mark zuzuführen. Dafür soll an die Genossenschaft eine Kapitalgesellschaft angegliedert werden. Diese soll das Engagement von einigen Kapitalgebern unter Bedingungen ermöglichen, die Genossenschaft, Redaktion und Mitarbeitenden die Stimmenmehrheit sichern. Der Vorschlag geht auf eine Initiative des ehemaligen Chefredakteurs der Ostberliner Wochenpost, Mathias Greffrath, zurück. Innerhalb von fünf Jahren soll die verkaufte Auflage auf 100.000 steigen und die medienpolitische Bedeutung der taz deutlich erhöht werden. Der Anzeigenumsatz soll sich auf 14 Millionen Mark verdreifachen. Dem anderen Konzept zufolge soll die Genossenschaft unabhängig vom Interesse einzelner Großinvestoren ihr Eigenkapital bis Ende 1997 um mindestens zehn Millionen Mark erhöhen.
Ohne detaillierte Prüfung wollten die GenossInnen nicht entscheiden. Die Frage ist schließlich, ob die genossenschaftseigenen Kräfte ausreichen, die Existenz der taz zu sichern. Daß Investitionen in erheblichem Ausmaß getätigt werden müssen, darüber besteht Einigkeit. Ebenso überzeugend muß daher die Mobilisierung von genossenschaftseigenen Finanzmitteln sein.
Zwei entsprechende Anträge wurden der Versammlung vorgelegt. Den anwesenden GenossInnen fiel die Entscheidung nicht leicht. Der wirtschaftliche Druck duldet keine Verzögerung. Dennoch beauftragten sie den Vorstand, zunächst über beide Konzepte beschlußreife Vorlagen zu erstellen. In einer außerordentlichen Generalversammlung Anfang Oktober soll dann über das endgültige Vorgehen abgestimmt werden.Andreas Bull, Nicola Liebert (Vorstand)
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