■ taz-Logbuch: Völlig losgelöst
Hamburg, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1994. Dies sind die Aussetzer einiger Hamburger Abgeordneter, die in Galaxien vordringen, die kein Mensch je nachvollziehen kann.
taz-Logbuch, Donnerstag nacht: Schwere Ausschreitungen auf dem autonomen Trabanten Karoline. Kapitän Wrocklage läßt sich runterbeamen. Sein Auftrag: Der Föderationsrat will Ruhe unter den Aufständischen. Die Lage ist unübersichtlich: Die Föderierten liegen unter Dauerbeschuß. Die Schutzschilde sind ausgefahren, aber wie lange wird die Energie reichen? Der Kapitän weiß, er muß verhandeln, sonst ist die Mannschaft in Gefahr. Er setzt alles auf eine Karte, schreitet durch das Sperrfeuer. Dann, das Grausen: Die Aufrührer, sie nähern sich – furchterregend Maskierte. Doch Wrocklage bleibt hart: „Rangehen!“ Seine Mission gelingt, die Aufständischen ziehen sich zurück.
taz-Logbuch, Donnerstag abend: Zwei Wochen danach, Sondersitzung des Innenausschusses. Völlig losgelöst, Abgeordnete in einer anderen Umlaufbahn: „Reden, immer nur reden, können Sie denn nichts anderes als reden?“ mäkelt die Verwaltungszentrale über den Kapitän. „Mit mir redet keiner“, wimmert der 37. Offizier, „ich will auch –ne Maske, vielleicht befördert der Kapitän mich dann.“ „Wasserwerfer, Wasserwerfer“, kreischen andere, „nein, Laserkanonen, warum nicht Laserkanonen?“
Waren die Aufstände nicht vorhersehbar? Hat die Trabantenüberwachungsanlage nicht funktioniert? Wie lange dauert es, eine Barrikade zu bauen und anzuzünden? „Wasserwerfer, Wasserwerfer!“ Und überhaupt, warum können die eigentlich so schnell Barrikaden bauen? Wo man für ein Osterfeuer doch schon Tage braucht?
„Spock, hochbeamen – Worp acht, nächste Galaxie, aber dalli!“ Lieutenant okas
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen