taz🐾sachen: Mord zeigen –ja oder nein?
Ein Video hat in der taz-Redaktion und in der Leser*innenschaft eine heftige Debatte ausgelöst. Es geht um den Clip, der den Mord an dem Schwarzen George Floyd zeigt. Wir haben das minutenlange Video zusammen mit einem Text dazu auf taz.de veröffentlicht. Das Video haben wir mittlerweile entfernt.
Was ist das Problem? Die Kommentare unter dem Text, die Diskussion in der Redaktion und zahlreiche Reaktionen in den sozialen Netzwerken sind sehr klar: So etwas darf man nicht zeigen. Darf man das tatsächlich nicht?
Eine Frage, die weder eindeutig mit Ja noch mit Nein zu beantworten ist. Gegen eine Veröffentlichung spricht, dass das Video den Todeskampf eines Menschen zeigt, ihm seine Würde nimmt. Ebenso dagegen spricht, dass der Text dazu genau beschreibt, was das Video zeigt. Das muss man sich nicht ansehen müssen. Wer den Film dennoch sehen will, findet ihn problemlos im Netz.
Was aber, wäre uns das Video zugespielt worden und nicht zuerst – wie geschehen – über Facebook gelaufen? Hätten wir es publiziert, weil wir meinen, dass rassistische Polizeigewalt öffentlich gemacht werden muss? Oder nur einen Screenshot gezeigt? Oder auch darauf verzichtet – aus oben genannten Gründen? Es gibt keine eindeutige Antwort. Das Veröffentlichen solch umstrittener Videos und Fotos bleibt eine journalistische Einzelfallentscheidung. Weil Medien auch eine Chronistenpflicht haben. Am Ende aber hat das Video eine wichtige Debatte neu belebt: die über rassistische Polizeigewalt.
Simone Schmollack
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