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taz🐾sachenBrief von Rosemarie

Karrieren enden irgendwann, meine nun als stellvertretende Brief­redakteurin nach bald 20 Jahren. Eine letzte Wochenendbriefseite verantworte ich. Die schreibende Le­ser:­in­nen­schaft lernte ich recht detailliert kennen, die Treuen, die fachlich Versierten, jene mit politischen Schwerpunkten, die Kurz- und Lang­schrei­ber:in­nen und – Pardon – die Freaks. Auch den Geheimklub, dem angehört, wer besonders viele Briefe in besonders vielen Zeitungen unterbringt, wie ein Leser versehentlich enthüllte. Mit einigen Schreibenden trat ich in einen für mich fruchtbaren Mailwechsel über dies und jenes ein.

Der Anteil schreibender Frauen ist viel zu niedrig. Nach einem von mir fingierten taz-Austausch über die Notwendigkeit einer Frauenbriefspalte, damit „Frauen sich mehr trauen“, grübelte eine Leserin, eine Frau schweige eher und überlege intensiver, das sei eben „eine gesellschaftlich verankerte Zurückhaltung“, die Männern fehle. So ist es wohl.

Die meisten Zuschriften innerhalb weniger Stunden, weit über hundert, strömten nach 9/11 ein, ausnahmslos mit dem Tenor: „Bloß kein Krieg!“ Heute sähe das anders aus, fürchte ich.

Seit der Digitalisierung des Briefeingangs 2007 wurden rund 17.000 Zu­schrif­ten veröffentlicht, etwa 50.000 gelesen, beantwortet, weitergeleitet. Die Ära der Papierbriefe ist weitgehend vorbei, die der vordigitalen und Fax-Zeit lagern nun in einem Amsterdamer Archiv. Auch Kommentarplattformen konkurrieren mit dem klassischen Brief.

Es war sehr erkenntnisreich. Besten Dank.

Rosemarie Nünning

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