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taz🐾lageUngewohnt gute Nachrichten

Es gibt Abende, da möschté man plötzlísch nur noch Fransösiesch redénn vor Glück. Oder wenigsténs das Fenstaire aufreißén, und laut hinausbruillén: Vive la France!

Genauso war das am Sonntagabend um 20 Uhr. Der Redaktionsschluss für die gedruckte Montagsausgabe war längst passé. Aber – quelle chance! – es gibt ja noch dieses Online. Also sitzt ich am Laptop, um den verehrten Le­se­r:in­nen die voraussichtlich schlechten Nachrichten minutengenau ins Internet zu liefern. Die Titelzeile ist schon vorgeschrieben: „RN verpasst/holt absolute Mehrheit“. Denn das waren ja die erwartbaren Ergebnisse. Belgische Medien, hieß es bei den Nachrichtenagenturen, hätten schon vorab gemeldet, dass Le Pens rechte Rasselbande nicht ganz so stark abschneiden würde. Klingt formidable? Aber was wissen schon die Belgier? Dann kommen die ersten Prognosen und … nein … doch … ooohh … tatsächlich, die Rechtsextremen nur auf Platz 3! Die Linken? Die Stärksten!

Am liebsten hätte ich das Fenster aufgerissen und ein paar ­Raketen knallen lassen. Aber erst mal musste ich ja die Nachricht für taz.de schrei­ben. Der Rassemblement flog aus dem Titel, und stattdessen stand dann dort: „Linke überraschend vorne.“ Oh, là, là, wie ist das schön! So gute Nachrichten ist man als Nachrichtenredakteur ja gar nicht mehr gewohnt. Und auch am nächsten Morgen in der Redaktion sorgen die wissenden Lächeln auf den Gesichtern der Kol­le­g:in­nen für gute Stimmung.

Da kann man beruhigt in den Urlaub fahren. Wohin es geht? Ins stabil linksliberale Frankreich natürlich. Dort wartet ein guter Wein. Ein roter! A bientôt! Gereon Asmuth

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