taz🐾lage:
Wenig beliebt, aber wichtig
Wohl jeder Beruf auf der Welt bringt es mit sich, mit Wiederkehrendem konfrontiert zu sein. Auch wenn der Bäcker vielleicht jeden Tag gerne eine neue Torte kreieren würde, bestimmen Klassiker wie die Schrippe sein tägliches Tun. Ähnlich der Journalistenberuf: Hier ist es das Neue, Ungewohnte, das speziellen Reiz ausübt. Aktuell beispielsweise mit Neukaledonien.
Nicht selten ist man aber auch hier mit Themen konfrontiert, die man als Nachrichtenmensch schon zigmal gelesen hat, die auf den ersten Blick wenig Neues erzählen – und trotzdem immer wieder aufkommen. Die Schrippenthemen sozusagen. Ein Beispiel dafür ist die Wohnungsnot in Deutschland. Seit Jahren berichten Medien wie die taz ausführlich über diese Misere. Welche Neubauziele wurden nun schon wieder verfehlt? Und wie sehr diesmal: stark oder exorbitant?
Auch wir als Redaktion stehen dann vor der Frage: Machen wir das Thema groß auf der Seite 3 oder weniger prominent im Inland? Entweder also einen Schwerpunkt setzen, um an die Dringlichkeit des Problems zu erinnern. Oder nicht, weil vielleicht sogar mancher Leser des Themas leicht überdrüssig ist.
Am Donnerstag hat sich die Wohnungsnot unter anderem gegen die UK-Wahl und Nahost durchgesetzt. Auch, weil eigentlich alle wissen: Ja, das Problem ist nicht neu, aber es ist nach wie vor riesig. Und es betrifft viele Menschen (das gilt übrigens auch für andere Großthemen, Klima und Migration etwa). Torte gibt’s auch wieder – an einem anderen Tag.
Daniel Godeck
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