taz🐾lage: Erdbeerschnaps im Treppenhaus
Normalerweise bekommt man als Journalist*in, wenn man nur lange genug über dieselben Personen und dieselben Themen schreibt, immer zum Jahresende nette Postkarten mit allen guten Wünschen, mit Dank für die gute Zusammenarbeit und dass das so bleiben möge, und überhaupt liebe Grüße. Als politische Reporterin wird man in etwa um diese Zeit im Jahr außerdem eingeladen zu Sommerfesten und Hofpartys und sonstigen sommerlichen Zusammenkünften der Partei, um die man sich kümmert. Zusagen lohnt sich in der Regel, die Häppchen sind meistens gut.
Weitaus lohnenswerter als die mühevolle politische Berichterstattung kann aber sein: einfach mal über Schapsbrennereien schreiben. Eine Reportage kann dabei schon völlig ausreichend sein. Regelmäßig trudeln für die Autorin dieser Zeilen, die sich genau ein Mal vor inzwischen einigen Jahren die hiesige Schnapsproduktion mittels einer Werksführung erläutern ließ, Schnapsflaschen ein. Zum Nikolaus, zum Jahreswechsel, nicht zu Ostern, aber dafür jetzt zum Start der Erdbeerernte.
Jedenfalls lässt darauf die Kreation „Glitter Erdbeere“ schließen, die am Montag von einem Kollegen extra durchs Treppenhaus ins richtige Stockwerk getragen wurde, weil man inzwischen schon weiß, wohin der Schnaps aus dieser Berliner Brennerei muss. Und so sammeln sich mittlerweile auf einem Aktenschrank Flaschen mit Kräuterlikör in diversen Geschmacksrichtungen, mitunter klemmt sich ein Kollege mal eine unter den Arm, als Last-Minute-Geschenk oder weil die Farbe von Blueberry Nights irgendwie schon auch krass aussieht. Liebes Presseteam der Schnapsbrennerei, kann man das abbestellen? Ich komme auch nie wieder.
Anna Klöpper
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