szenenapplaus :
Also, Busfahren. Eine leichte Übung im Grunde, tausendfach problemlos bewältigt und auch an jenem denkwürdigen Juli-Vormittag als ephemeres Phänomen betrachtet. Nicht so aber dieses schönen Samstags, als – vom Normalgast zunächst völlig unbemerkt – eine jüngere Frau mit großem, harmlosem Hund zusteigt. In eine der hinteren Reihen gedenkt sie sich zu setzen, hätte die Fahrt auch gänzlich unbemerkt fortgesetzt, hätte es nicht alsbald aus dem Lautsprecher gebellt: „Die Dame mit dem Hund bitte zu den Kinderwagen!“
Je nun, die Frau steht auf, platziert sich dort, allerdings – und das nachhaltig – nicht schweigend: „Menschen mit Hund sind für Sie wohl Leute zweiter Klasse!“ und „Hundehasser, Hundehasser!“ tönt es ein ums andere Mal aus der Kinderwagen-Nische. Der Hund indes verhält sich still, guckt nicht, beißt nicht, ein Kampfhund ist er auch nicht. Fast ist er entbehrlicher Statist in dem Ganzen und ein bisschen verwundert, als Frauchen mit den Worten „Jetzt mach ich von meinem Hausrecht Gebrauch“ barsch des Busses verwiesen wird. Sie bewegt sich nicht.
Und so wird wenig später die gesamte Bus-Besatzung Zeugin des fahrerseitigen Versuchs, über Sprechfunk die Polizei zu rufen, damit diese hilfreich eingreife. „Ich brauche dringend Hilfe“, raunt er ins Mikro. „Warum eigentlich?“ raunt es zurück. „Weil ... die nervt.“
Weiteres ist nicht überliefert, denn das muss wohl der Moment gewesen sein, in dem nicht etwa die Hundehalterin, sondern die komplette übrige Fahrgastschaft das Gefährt verlässt, um nicht in eventuelle Handgreiflichkeiten verwickelt zu werden. Und als dann auch die Hundedame die Flucht ergriffen, ward es offenbar: Der Fahrer war nicht nur der Zeugenschaft verlustig gegangen, sondern auch der Täterin samt Tat ...
Petra Schellen