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szene

Ich kann den Zuckerstreuer nicht finden“, sagt Cedric. Er sieht sich suchend um. „Möchtest du vielleicht Puderzucker?“„Ich trinke den Tee auch pur“, sage ich. Wir sitzen bei ihm in der Küche. Es gibt Darjeeling und Dominosteine. Anouk ist mit ihrer Freundin Dara im Kinderzimmer.

„Schon ziemlich lange ziemlich still bei den beiden“, sage ich. „Das ist doch gut“, sagt Cedric. „Das ist verdächtig“, sage ich. „Ach, Quatsch.“ „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Cedric erhebt sich und wir gehen zum Kinderzimmer. Er öffnet die Tür einen Spalt und wir schmulen hinein. „Keine Platzwunden, keine bemalten Wände, keine Wasserlachen auf dem Parkett“, flüstert er mir zu. „Scheint alles in Ordnung zu sein in der Porzellankiste.“ Er will die Tür wieder schließen, da entdecken uns die beiden und Anouk winkt uns rein. Dara krault ihr gerade den Kopf. Was das wohl für ein Spiel ist? Vielleicht sind sie Affen und sie sucht nach Läusen.

„Ich bin Friseurin“, sagt Dara, die wohl meinen fragenden Blick gesehen hat. „Ich shampooniere Anouk die Haare.“ Ich gehe vor ihnen in die Hocke und schaue auf Anouks Kopf. Oha, denke ich und spüre einen Juckreiz. In ihrem blonden Engelsflaum wimmelt es von schwarzen Punkten.

„Gleich kommt noch eine Spülung rein“, sagt Dara stolz. „Das macht meine Mama auch immer.“ Zwischen ihren Beinen zieht sie den Zuckerstreuer hervor, zuckert großzügig Anouks Kopf ein und wuschelt ihr anschließend wieder durch die Haare.

Cedric sieht mich mit offenem Mund an. Auf dem Boden entdecke ich jetzt auch eine Pfeffermühle. Das wird das Shampoo sein. Immerhin keine Läuse, denke ich erleichtert. „Fertig!“, ruft Dara. „Jetzt müssen wir zum Auswaschen ins Bad.“ „Das übernehme ich“, sagt Cedric schnell. „Dann schneide ich den Pony“, sage ich mit einem Grinsen. „Das hattet ihr doch bestimmt auch noch vor.“ Anouk nickt. „Und Haare färben.“ Sie deutet auf ihren Plüschteddy, der eine Ket­chupflasche in der Hand hält. Daniel Klaus

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