swb-Chef Gerhard Jochum gegangen – EnBW dementiert

■ Nach Alleingang mit Übernahme der Stadtwerke Bielefeld hat Essent das Vertrauen zu Jochum verloren

„Eine exzellente Führungspersönlichkeit“ sei er gewesen, erklärte gestern die Aufsichtsratsvorsit-zende Senatorin Christine Wischer zum überraschenden Weggang ihres swb-Vorstands-Vorsitzenden Gerhard Jochum. Und man bedauere seine Entscheidung. Der Aufsichtsrat müsse aber „dessen Wunsch, sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen, respektieren“ und wünsche Jochum „für seine neue Aufgabe ebenso viel Erfolg wie in den Bremer Jahren“. Jochum werde, so teilte Wischer mit, im kommenden Frühjahr in den Vorstand der EnBW eintreten, des Baden-Württembergischen Energie-Versorgers, und dort „u.a. für Unternehmensentwicklung und Beteiligungen verantwortlich sein“. Der Karsruher Konzern macht mit gut 16.000 Beschäftigten über 12 Milliarden Umsatz. Das drittgrößte Energieunternehmen in Deutschland hat sich vor allem über den Erfolg seiner Marke „yello“ bundesweit bekannt gemacht.

Der Pressesprecher der EnBW, Klaus G. Wertel, wußte gestern noch nichts von seinem neuen Vorstands-Mitglied. Ausdrücklich dementierte er die in Bremen vom Aufsichtsrat verbreitete Personalie: „Es sind keine Veränderungen im EnBW-Vorstand geplant“, versicherte er gegenüber der taz. Es seien gerade zwei neue Vorstandsmitglieder aufgenommen worden und damit sei der Vorstand komplett. Die Bereiche Unternehmensentwicklung und Beteiligungen würden bisher vom Vorstandsvorsitzenden betreut.

Die Bremer Aufsichtsratsvorsitzende Christine Wischer hat sich mit ihrer Information vom beruflichen Aufstieg um eine Äußerung zu anderen Hintergründen des Weggangs von Jochum gedrückt. Der Bremer Stadtwerke-Chef hatte den Ankauf der Bielefelder Stadtwerke für 500 Millionen Mark ohne Information seiner Hauptgesellschafter perfekt gemacht. Gerüchte, der holländische Essent-Konzern habe selbst das Bielefelder Unternehmen mit seiner Beteiligung am AKW Grohnde kaufen wollen, treffen nicht zu. Essent war aber offenbar nicht einverstanden mit dem eigenmächtigen Stil des swb-Chefs. Daraufhin hat Jochum offenbar überstürzt seine alten Kontakte zur EnBW aktiviert.

Dass der Bremer swb-Chef einen guten Ruf in der Branche genießt und mehrere Angebote größerer Energieunternehmen hatte, war auch in Bremen bekannt. Bei den Stadtwerken selbst wird der Konflikt zwischen Jochum und Essent als nicht entscheidend für Jochums Weggang bezeichnet. K.W.