südwester: Zahnlos ist edel
Eigentlich ist es ein gutes Zeichen, wenn man nicht an Dingen hängt. Wenn man sich nicht über Besitz definiert, sondern über die berühmten inneren Werte. Das haben die Meditationslehrer aller Religionen ja auch stets gepredigt. Und siehe da, ihre Worte wurden erhört: Nach Herzenslust lassen Menschen ihre Papiere, Handys, Schlüssel in Bus und Bahn liegen; rund 46.500 Teile landeten 2019 in Hamburgs Fundbüros. Schussel, dachte man bisher. Große Erleuchtete allesamt, weiß man jetzt. Spirituelle Meister, unerkannt durch unsern Alltag wandelnd. Was allerdings wundert: dass in Hamburg jährlich auch zehn bis 15 Gebisse liegen bleiben. Haben deren TrägerInnen vor lauter Heiligsein deren Fehlen nicht bemerkt? Oder hat ihnen ein Guru erzählt, dass der wahrhaft Erleuchtete weder Zähne noch Rückgrat braucht? Wenn ja, ist da irgendwas schiefgelaufen.
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