studiengebühren : Argumente nur zum Schein
Viele Argumente, die derzeit – nicht nur in Berlin – zur Einführung von Studiengebühren ins Feld geführt werden, stimmen. Um nur drei zu nenen: Wenn man erstens Kindertagesstätten als Bildungseinrichtungen begreift, ist schlicht nicht einsehbar, warum für einen Platz in der Kita Gebühren gezahlt werden müssen, für das um ein vielfach teureres Hochschulstudium aber nicht.
Kommentar von SABINE AM ORDE
Wenn man zweitens anerkennt, dass in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten Kitas und Grundschulen vernachlässigt werden, obwohl – wie man nicht erst seit der Pisa-Studie weiß – hier die notwendigen Grundlagen für erfolgreiche Bildungskarrieren gelegt werden, macht eine Umverteilung zugunsten dieser Einrichtungen Sinn. Zu diesem Ergebnis kommt man drittens auch, wenn man sich nicht mehr der Erkennnis verschließt, dass für ein sozial gerechtes Bildungssystem der kostenlose Zugang zur Universität nicht reicht. Denn die meisten Kinder aus armen und bildungsfernen Familien scheitern bereits viele Jahre zuvor.
In Zeiten von öffentlichen Haushaltsnotständen, in denen es mehr Geld für Bildung schlicht nicht gibt, spricht all dies für die Einführung von Studiengebühren – für die, die es sich leisten können.
Das Problem: In Berlin würden die zusätzlichen Mittel eben nicht in Kitas und Grundschulen fließen oder Sprachprobleme nichtdeutscher Kids beheben. Sie würden noch nicht einmal bei den Universitäten landen. Sie würden im unersättlichen Haushaltsloch versickern. Genau das aber verschleiert die vorgegebene Argumentation.
Deshalb kann man ihr nicht folgen, zumindest wenn es nicht zuvor eine ernsthafte Debatte über die Finanzierung von Bildung gibt. Genau die aber ist nicht in Sicht.