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Archiv-Artikel

steffen grimberg Jung und frei

Die Rechtspostille „Junge Freiheit“ feiert ihren zehnten Geburtstag – mit einer „Satire“-Ausgabe der taz

Üblicherweise freut man sich ja uneingeschränkt, wenn das eigene Blatt so hoch im Kurs steht, dass sich ein anderes zum eigenen Jubiläum eine Satire-Ausgabe der taz leistet.

Wenn das zum 10. Geburtstag der Rechtspostille Jungen Freiheit geschieht, sieht die Sache notwendigerweise etwas anders aus. Allerdings: Manches ist recht hübsch geworden. verboten nennt sich da erlaubt – und „darf nicht heute heißen“. Und die Idee, Verkehrsminister Stolpe löse seine Maut-Misere, indem er einfach die alten DDR-Grenzübergangsstellen wiedereröffne …

Artikel über „1.000 mobile Frauenbeauftragte“, die von deutschen Gnaden den „irakischen Patriarchalismus“ überwinden helfen sollen, zeigen aber, was herauskommt, wenn die „Neue Rechte“ taz spielt.

Denn dass taz wie JF vom Verlagsmodell her Zeitungen sind, die überwiegen von ihren LeserInnen getragen werden, liegt auf der Hand. Hier enden aber die Gemeinsamkeiten. „Die taz war eine Provokation gegen den von einem halben Dutzend Großkonzernen dominierten deutschen Zeitungsmarkt“, schreibt JF-Chefredakteur Dieter Stein in der Jubiläums-JF – und reklamiert so Gleiches für sein Blatt.

Mitnichten, Herr Stein. Die JF ist keine „rechte“ taz, egal wer davon träumt.

Und dass sich die echte taz „inzwischen zu einer der penetrantesten Gouvernanten der political correctness in Deutschland gewandelt“ habe – diese Behauptung gehört nun mal zum politischen Komment des eben auch in die Jahre kommenden Jungkonservatismus. – Umso interessanter, dass sich die JF dennoch vom Erfolg der taz die ein oder andere Scheibe abschneiden will.

Wobei „10 Jahre Kampf um die Pressefreiheit“ – Werbeslogan der JF – offenbar ganz schon anstrengend ist: „Exklusiv: Erstmals äußert sich Staranwalt Jacques Vergès in einer deutschen Zeitung über den Prozess gegen Saddam Hussein“, reklamiert die Jubiläumsausgabe der Wochenzeitung. Sie erinnern sich: Jacques Vergès ist der Klaus-Barbie-Verteidiger, der nun auch den irakischen Expräsidenten vertreten will. Und zu den US-Prozessplänen schon am 2. Januar 2004 im Interview einer deutschen Zeitung sagte: „Alles illegal. Das ist die komplette Anarchie.“ Diese deutsche Zeitung war – dies nur ganz nebenbei – übrigens die taz.