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Archiv-Artikel

steffen grimberg Für Lieschen Müller und Golo Mann

Professor Knopp, der ZDF-Mann mitdem eingebauten Rückspiegel, erinnert an Hitler-Attentäter

Heute Abend läuft sie wieder an, die Gedenkmaschine des Guido Knopp. „Sie wollten Hitler töten“ heißt es um 20.15 Uhr im ZDF. Und man kann sich nur noch wundern, warum dieser Aspekt des Dritten Reiches erst jetzt in Knopps Licht getaucht wird. Mag man dem „Starhistoriker des ZDF“ auch vorwerfen, seine „Pauschalreisen in die NS-Vergangenheit“ entbehrten der Tiefe und seien „in der Fachwelt umstritten“ (Zitate: Zeit) – er selbst kann gut damit leben. Denn er hat Erfolg, nach dem Motto „Aufklärung braucht Reichweite“ (Knopp über Knopp).

„Für Lieschen Müller und Golo Mann“ hieß ein instruktiver Knopp-Aufsatz aus einem längst verblichenen ZDF-Jahrbuch. Das war vor gut 15 Jahren, Knopp moderierte damals im ZDF noch eine Sendung namens „damals“, sonntags zur Mittagszeit erinnerte er an die jüngere Vergangenheit vor 40 Jahren. Nicht, wie heute, mit spektakulären, bislang nie gesehenen Farbaufnahmen aus lange verschollenen Ostblock-Archiven, sondern mit biederen Schwarzweiß-Ausschnitten aus der Nachkriegs-Wochenschau. Doch der Anspruch, leicht verständlich, massenkompatibel, unterhaltend und vor allem eindeutig zu sein, der galt bereits. Lieschen Müller eben. Was Golo Mann wohl von all dem hielt?

Schon damals war auch der charmante Dogmatismus des Guido Knopp, diese klare Aufteilung der Welt in Gut und Böse nebst keckem Skeptizismus gegenüber allzu differenzierten, kritischen Sichtweisen zu besichtigen. Und der promovierte Historiker steht auch heute noch mit beiden Beinen im christlichen Abendland und müht sich um die Verteidigung desselben.

Knopp ist zwischendurch sogar Professor geworden. An der Gustav-Siewerth-Akademie, einer privaten, staatlich anerkannten Hochschule im Südschwarzwald. Philosophie, Soziologie, Journalistik und Familienwissenschaft wird dort gelehrt. Der Rektor ist ein Graf von Brandenstein-Zeppelin, Prorektorin Alma von Stockhausen hält im kommenden Sommersemester die Vorlesung: „Dialektik der Aufklärung – Zur Geschichte der Aufhebung von Vernunft und Glaube durch die Frankfurter Schule“. Zu den „Zielen der Akademie“ gehört die „Vermittlung der abendländischen Wertvorstellungen, die aus der Durchdringung von griechischer Metaphysik und christlichem Offenbarungsgut als Voraussetzung von Naturwissenschaft und Technik entstanden sind“ sowie die „Kritik der nihilistischen Züge des Zeitgeistes“. Professor Knopp unterrichtet hier – ähem: TV-Journalismus, was sonst.