steffen grimberg : Mit Boss Bodo im Nähkästchen
Ein netter Abend mit dem Chef des größten deutschen Regionalzeitungskonzerns, auch ohne Grappa
„Wir haben die bestprognostizierte Krise der Weltgeschichte“, sagt Bodo Hombach, und plötzlich ist das WAZ-Schwergewicht wieder ganz Kanzleramtsminister. Denn er meint nicht die Krise der Presse, die eigentlich Thema des von der SPD-Spitze an die Spitze des größten deutschen Regionalzeitungskonzerns gewechselten Managers war. Sondern die gegenwärtige Lage im Raumschiff Berlin. „Es muss da viel mehr Gelassenheit geben. Auch bei unserem Kanzler, der ja weiß, dass zum Verkünden auch ein Verkünder gehört.“
Hombach ist mit seinem Ausstieg aus der Politik sichtbar glücklich. Eingeladen hat ihn der Verband deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), und Hombach plädiert für mehr Übergange von der Wirtschaft in die Politik und umgekehrt. Zur WAZ, erzählt er en passant, sei er dagegen schleichend gekommen: Seit Jahren habe ihn WAZ-Seniorgeschäftsführer Erich Schumann immer mal wieder zum Essen eingeladen, „ich hab mich immer gefragt, was der vorhatte.“ Und eines Tages habe er ihn gefragt, ob „ich sein Nachfolger werden wollte – da hatte er aber auch ’n paar Grappa getrunken.“
Auch unter Hombach gibt es noch immer keine Pressestelle. Aber mittlerweile sei da jemand, „der es als seine Aufgabe ansieht, die Anrufe zu sammeln und an uns weiterzugeben“.
Wirklich in die Karten gucken lassen will sich die WAZ auch unter Hombach nicht. Und das neue Kartellrecht, das auch der WAZ wieder Zukäufe ermöglichen würde? Solange da die Frage nach Beiräten und merkwürdigen Kontrollen der redaktionellen Linie nicht vom Tisch wäre, „sollte man lieber gar nichts machen“, sagt Hombach. Wirtschaftsminister Clement wäre aber guten Mutes, die Gesetzesnovelle „mit einigen Änderungen durchzubringen“.
Was dann WAZ-Strategie werden könnte, dazu entspann sich ein hübscher Dialog über das WAZ-Engagement in Bulgarien. Frage: „Die gesamte Presse in Bulgarien gehört doch der WAZ?“ Hombach: „Naja. Nicht alle.“ Frage: „Wie viele denn dann?“ Hombach: „Es kommt dem nahe.“