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Archiv-Artikel

standbild Plaudertaschen vor dem Herrn

„Hansjürgen Rosenbauer im Gespräch mit Alfred Biolek“ (Di., 23.00 Uhr, ARD)

Sonst fragt er aus, heut antwortet er: Alfred „Fredi“ Biolek wurde von Hansjürgen Rosenbauer zum Gespräch gebeten. Geradezu befremdlich bereitwillig erzählte Bio Biografisches aus seiner Vergangenheit, vom Aufwachsen als Frederle in Mähren über Internierungslager und Flucht bis hin zur steilen Fernsehkarriere zwischen Mainz und dem WDR.

Als ob man in einen voll gefüllten Sack voller lauernder Bio-Fakten sticht, der nun freudig birst. Rosenbauer hatte also nicht viel zu tun, konnte nur ab und an freundlich einhaken und den Talkmaster in bestimmte Erzählbahnen leiten. Was man über Bio erfährt, ist teilweise interessant, teilweise eine Bestätigung für längst gehegte Vermutungen: Prof. Dr. Alfred Biolek ist ein Moralist und Gutmensch und war immer Klassensprecher. (Das erklärt natürlich einiges.)

Er war, nach Eigenaussage, ein „Muttersohn“ und rief Mutti auch als Twen noch wegen Rezepten an. Für Sport hatte er nie Talent, und dass es noch Vertriebenenverbände gibt, findet er „entsetzlich“. Seinen Humor, von Rosenbauer als „Habsburgerisches Parlieren“ verschnörkelt, nennt er jüdisch und zieht Ernst Lubisch und Billy Wilder als Beispiele hinzu. Später wird er sagen, dass er nie zu weit gegangen ist mit seinen Fragen (was stimmen könnte, Bio tat vermutlich nie jemandem weh) und dass er trotzdem gerne provoziert habe (allein womit?).

Dass er zwar an Gott glaube, aber nicht einer Meinung mit dem Papst sei, erklärt er anhand der katholischen Kondom- Problematik: Er halte es mehr mit einer Güterabwägung, wenn Kondome Menschenleben retten, kann man nicht dagegen sein.

Bio scheint nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst gerne reden zu hören: Selbstzweifel verschwinden in einem warmen Worte-Regen aus selbstbewusstem Auftreten und onkeligen Anekdoten. Bio ist auch als Gesprächsgast ganz Bio. Wahrscheinlich wird man in der Zukunft immer mehr nur das Gute, das Typische sehen und sich alterswehmütig an die schönen Zeiten erinnern. Später wird es früher wirklich besser gewesen sein. JENNI ZYLKA