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„Freunde fürs Leben – Fernsehstars“, Sa., 17.55 Uhr, ZDF

Freunde fürs Leben kämpfen auch schon mal Rücken an Rücken gegen Fährnisse, die sich saturierten Ärzten im Leben so entgegenstellen. Als „Alltagsfilm“ bezeichnet das ZDF jene Serie, in der Bernd Herzsprung und andere adrette Medizinmänner nun schon seit Jahren erfolgreich um die Gunst des Publikums menscheln dürfen.

Und weil’s im Alltag eben auch privates Fernsehen gibt, ballten sich am letzten Samstag dunkle Wolken über der netten Praxis der „Freunde fürs Leben“: Das skrupellose Fernsehteam der Talkshow-Moderatorin Vera Küppers bricht mit Kabeltrommeln, Scheinwerfern und dummen Sprüchen ins Idyll, um die Ärzte bei der Arbeit zu drehen – der großväterliche Freund des Trios, Walter, hatte sich ob der „einseitigen Berichterstattung“ geärgert und das TV-Team eingeladen, sich vor Ort ein besseres Bild von der Ärtzeschaft zu machen. Schließlich rauscht die Moderatorin höchstselbst an und bequatscht die drei Mediziner, in ihrer Talkshow aufzutreten.

Nicht nur um die Ehre der Ärzte ging es, sondern auch um die des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Walter, das grummelnde Faktotum, erklärt das der Sprechstundenhilfe (und damit den Zuschauern) folgendermaßen: „Diese Talkshows im Privatfernsehen sind ein so genanntes Werberahmenprogramm. Und weil ich keine Haarsprays oder Duftwässerchen mehr kaufe, bin ich für die total uninteressant und falle durchs Raster. Nein, mein Kind, ich bin zu alt.“ So viel Medienkritik muss sein: Gewissenhaft legt das ZDF seinen älteren Zuschauern auseinander, warum RTL und Konsorten des Teufels sind. Das selbst produzierte Kontinuum aus bürgerlicher Selbstzufriedenheit freilich wird nicht angetastet: Was macht die Gattin, die Angst hat, keine Kinder gebären zu können? Sie geht „shoppen, irgendwas, is doch egal“, um die Klamotten anschließend auf einem Bootssteg in unberührter Natur anzuprobieren, während die „Freunde fürs Leben“ mit ihren Föhnfrisuren fortwährend aus teuren Geländewagen steigen, sorgsam den Müll trennen und über Fairness und ärztliche Ideale schwadronieren. In der öffentlich-rechtlichen Werbepause wurde auch nicht für Haarspray geworben. Sondern, ungelogen, für Treppenlifte, „für Mobilität bis ins hohe Alter“.

ARNO FRANK

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