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Lovestories (Sa., 18 Uhr, Pro Sieben)

Warum ist alles nur so kompliziert geworden? Konnte nichts einfach und simpel bleiben, wie es früher war?

Damals, als Jugendliche noch ausgelassen herumpoppten, wie es ihnen die Natur befahl. Heutzutage braucht die Jugend selbst zum Liebemachen das Fernsehgerät und Sendungen wie „Lovestories“.

„Lovestories soll eine junge innovative Show rund um die Liebe mit multimedialen Aspekten“ sein, wähnte sich Pro7 einer genialen Idee auf der Spur. Welch Täuschung!

Das Studio ist weiß geworden, immerhin. Doch der Moderator ist geblieben: Der schwitzige Liebesknochen Andreas Türck gilt, seitdem er vor fünf Jahren für das ZDF „Dalli Dalli“ verbrach, in der Branche als Wiederholungstäter. Und dieser Ruf wird konsequent verteidigt. Ausgestattet mit einem rosa Hemd, quietscht der hormonelle Schmalzdackel wie eine rostige Tür, wenn er (worüber eigentlich?) zu lachen versucht, und fällt ansonsten nur durch zwanghaftes Reichen diverser Papiertaschentücher auf. Empfängerinnen dieser kostbaren Gaben sind Kerstin und Suse, zwei dicke Mädels, die durch ihre ausländischen Freunde zwangsüberrascht werden. Der kanadische Schwerenöter tritt im Bärenkostüm auf, der rumänische als Graf Drakula. Das ist so originell wie witzig, und als Kerstin sodann die schwarze Schminke niagaramäßig das Gesicht hinunterströmt, möchte man mitheulen angesichts solch großer Fernsehkunst.

So werden denn nun auch vier Dorftrottel gegen ihren Willen auf die Bühne getrieben. Dort sollen die armen Tröpfe den atonalen Auftritt einer Girlgroup aushalten. Doch dann, Quietsch, der große Schock. Zu den amerikanischen Stimmwundern entern ebenfalls die Freundinnen der vier Ungläubigen die Bühne und knödeln hemmungslos mit. Zur Höchststrafe verurteilt, ist anschließend Engtanz angesagt, und damit die Chance für die Heulbojen, endlich ihre Zungen im Hals des Partners ausruhen zu dürfen. Und das taten sie so frech, innovativ und trendy, wie von Pro Sieben gewohnt.

Ach wäre nicht alles so kompliziert geworden: Die Kids hätten noch ihren Spaß und dem Fernsehzuschauer wäre viel erspart geblieben ... ALF IHLE

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