standbild: Da waren’s nur noch drei ...
„Big Brother – Das Finale“
Sa, 20.15 Uhr, RTL
So intensiv das Phänomen „Big Brother“ bestaunt, seziert und verteufelt wurde, so dramatisch brachen zuletzt die Quoten ein. Kein Wunder, dass RTL sich fürs große Finale noch einmal richtig ins Zeug legte und den Auszug der Verbliebenen mit entsprechendem Pomp in Szene setzte.
Mit ausgedehnten „Best Of“-Einspielungen wurde erst mal Zeit geschunden, im Studio konnten ehemalige Bewohner ihre neuen Klamotten vorführen und über ihr Leben als Halbprominenz referieren. Oliver Geißen gab den schraubenlockeren Gastgeber, „Außenreporterin“ Aleksandra Bechtel hatte die Delinquenten sicher aus dem Container in einen gläsernen Rollkäfig und schließlich ins Studio zu geleiten. Die Viva-Moderatorin löste die Aufgabe mit Bravour – es gab diesmal keine Platzwunden.
Wo Trash gesendet wird, gehören natürlich auch handwerkliche Mängel zum Programm. Mal brachte Oliver Geißen den Ablauf durcheinander und musste von seiner Regie zurückgepfiffen werden, mal brach die Leitung in den Container zusammen: Bilder gab’s, aber keinen Ton. Und Geißen, allein gelassen vom seinem „Knopf im Ohr“, klopfte hilflos gegen den Bildschirm: „Hallo? Könnt ihr mich hören?“ Neben solchen Kabinettstückchen bot RTL aber auch Einblicke in die Praxis der Zweit- und Drittverwertung seiner Kandidaten: Der blasse Frank, von dem sich der Sender wenig Zusatzgeschäfte verspricht, wurde nach allen Regeln der Kunst als Muttersöhnchen vorgeführt: Auf dem Laufsteg, hoch über dem Publikum und vor den Augen von 7,5 Millionen Zuschauern wurde der Drittplatzierte von seiner Mutter angefallen. Sie schenkte ihm keinen Schnuller, aber doch ein Glas mit Milchreis und wich nicht mehr von seiner Seite.
Dem vierschrötigen Harry dagegen wurde gleich nach Auszug eröffnet, dass er demnächst „zum Videodreh nach Florida“ geflogen würde, er sich um seine finanzielle Zukunft also nicht zu sorgen brauche. Und die Siegerin Alida, schwer atmend, feierte ihren Sieg als Triumph der Emanzipation: „Eine Frau als Siegerin, das gab’s noch nie!“ Da ist was dran: In der ersten Staffel gewann ein Mann. Es geschehen also, wenn man so will, noch Zeichen und Wunder.
ARNO FRANK
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