standbild: Schablonenhafter Schwank
Der Millionär und
die Stripperin
(Mi, 20.15 Uhr, RTL)
Klingt wie eine Fortsetzung von „Wer heiratet den Millionär“, war aber eine märchenhafte Geschichte vom „Wolff“ und seinem „Bambi“: Rita alias Bambi, temperamentvolle Halbsizilianerin und „Schönheitstänzerin“ in einem Frankfurter Edelbordell, trifft auf den verwitweten Unternehmer und überdies äußerst attraktiven Endvierziger Wolff.
Geschichten über Liebe jenseits aller sozialer Schranken „funktionieren“ immer, zumal die beiden unterschiedlichen Leben nicht nur kurz aufeinanderprallen, sondern sich auch dauerhaft verzahnen. Dazu ist es notwendig, dass sich zumindest einige der Akteure gegen schablonenhafte Stilisierung sperren und ihre Figuren etwas Raum erobern lassen. Die rappende Dreifaltigkeit und selbst ernannte Leibgarde der schönen Rita beispielsweise weckt durch ihre ruppige Ritterlichkeit einige Sympathien, ebenso Ritas lang verschollener Vater. Der Sohn vom Wolff vollzieht gar – wie sonst im klassischen Entwicklungsroman üblich – eine überzeugende Wandlung vom dauerhaft alkoholisierten, unzufriedenen Berufssohn zu einem trockenen, verliebten und auch beruflich auf neuen Pfaden wandelnden jungen Mann.
Auch Walter Sittler und Katja Giammona als Prinz und Aschenputtel geben ein überwiegend rührendes Paar ab. Dem Wolff tut es sichtlich wohl, nach all den unmerklich an ihm vorübergezogenen Jahren aufzutauen und sich neuen Impulsen und Träumen hinzugeben.
Ritas Probleme sind im Vergleich dazu existenziellerer Natur, doch immerhin kann sie ihren Künstlernamen „Bambi“ mitsamt dem alten Beruf getrost an den Nagel hängen. Für ein Rehkitz ist sie zu offensiv und schlagfertig, für das Tanzgewerbe hingegen bald schon zu schwanger.
Doch dieses Kind, das spürt man deutlich, wird in den viel beschworenen Genuss beider Elternteile kommen, wenigstens in den ersten Jahren.
Filmisch insgesamt unauffällig, bemüht sich die von Donald Krämer inszenierte Komödie dennoch um Tempo, was bekanntlich gerne als Substitut für Humor genommen wird. Überzeugend ist das nicht. Bei heruntergeschraubten Ansprüchen aber durchaus unterhaltsam.
KIRSTEN KOHLHAW
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen